von Monika Busch
Wellness ist derzeit das Zauberwort. Der Begriff, aus dem Englischen stammend, assoziiert in der Regel “wohlfühlen” und wird auch häufig so übersetzt. Bereits im 17. Jahrhundert tauchte der Begriff in der englischen Sprache auf. Jedoch in der Schreibweise wealnesse, gemeint war aber ebenfalls “wohlfühlen”, verbunden mit einer gesunden Lebensweise. Heute ist aus dem Begriff Wellness ein riesiger Markt geworden. Alles ist Wellness, ob Wellness-Brot, Wellness-Kosmetik, Wellness-Hotel oder Wellness-Getränke. Die Aufzählung könnte beliebig fort geführt werden. Die Zukunftsforscher Matthias Horx und Horst W. Opaschowsky haben diesen Trend bereits in den 80er Jahren prognostiziert. Opaschowsky ist gar der Ansicht, dass Wellness als eine Form von Präventivmedizin zu betrachten sei, aber noch entdeckt werden müsse. Horx prognostiziert: “Trinken wird zum Active Lifestyle.”
So bezeichnet der Zukunftsforscher den Stressfaktor als Megatrend. “Deregulierte Arbeitsmärkte verstärken das Element Ruhebedürfnis und Entspannungssehnsucht. Alles was mit Balance, Tee, Kräutern, Meditation, Fernost zu tun hat, boomt.” Wasser bekommt laut Horx im 21. Jahrhundert eine völlig neue Bedeutung. “Sport- und Fitnesswelle fördern den Wasserkonsum. Wasser ist gleichzeitig ein mächtiger Gegentrend zur “Additional-Welt” – wer den unüberschaubaren Lebensmittelzusätzen nicht mehr traut, greift auf pures Wasser zurück. Damit wird Wasser puristisch aufgeladen – als eine Art Grundmythos von Klarheit, Wahrheit und Reinheit. Das bietet Raum für konsequente Markenführung und wird zu globalen spirituellen Wassermarken führen.”
Weltweit ist zu beobachten, dass die klassischen Getränkekategorien aufbrechen, traditionelle Segmente sich teilweise auflösen. Eine aktuelle A.-C.-Nielsen-Studie kommt zu dem Ergebnis, das drei von fünf Warengruppen mit den global höchsten Zuwachsraten im Jahr 2001 aus dem Segment der Getränke kommen. Erfasst wurden die Umsatzdaten von Handelsunternehmen in 47 Ländern.
Deutliche Zuwächse zeigen sich laut der Studie vor allem bei Spirituosen-Mixgetränken (+33%), Trinkjoghurt (+12%) und Mineralwasser (+13%). Rund 256 Liter alkoholfreie Getränke rannen laut Angaben der WAF (Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e. V.) im vergangenen Jahr durch die deutschen Kehlen. Aktuell produzieren 352 Betriebe mit insgesamt 32.384 Mitarbeitern Erfrischungsgetränke, Mineralwässer sowie Fruchtsäfte und -nektare. Laut GfK verzeichneten die Alkoholfreien im Zeit-raum Januar bis April 2002 ein Absatzplus von 6,6 Prozent. Punkten können auch in 2002 die innovativen Getränke und sorgen für Aufwind. Energy- und Sportgetränke glänzen mit Zuwachsraten von über hundert Prozent. Das stagnierende Segment Teegetränke wurde wiederbelebt, mit einem Absatzplus von 20,8 Prozent. Fruchtschorlen legten um 14,7 Prozent zu, rückläufig entwickelten sich trinkfertige Kaffeegetränke mit einem Minus von 18,5 Prozent. Der Verband der Deutschen Mineralbrunnen (VDM) rechnet ebenfalls für 2002 mit einem kräftigen Absatzplus. “Aufgrund des bisherigen Jahresverlaufs erwarten wir ein Plus von rund fünf Prozent für den Gesamtabsatz von Mineral-und Heilwasser sowie Erfrischungsgetränke auf Mineralwasserbasis”, schätzt VDM-Geschäftsführer Wolfgang Stubbe. “Bei den Mineralwässern ganz ohne Kohlensäure können wir immense Zuwächse verzeichnen. Wenngleich auch auf einer geringen Basis, so zeigt diese, dass sich deutsches Mineralwasser ohne Kohlensäure gegenüber den ausländischen Wässern im Markt behaupten kann”, kommentiert Stubbe diese Entwicklung.
“The walls are coming down between soft drinks and bottled water. There is now the opportunity to blend benefits”, verkündete Doug Boyle, Vice President PepsiCo bereits auf der InterBev 2000 in New Orleans. Wie Pepsi haben auch andere große Konzerne zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Markt der klassischen CO2-haltigen Erfrischungsgetränke weltweit – zumindest in den großen Industrieländern – nahezu gesättigt ist. Das wesentliche Wachstumspotenzial liegt in anderen Bereichen. Diversifizierung ist angesagt – und Investition in zukunftsträchtige Märkte. Weltweit hält der Trend bei den so genannten stillen Getränken an. Hier liegen die Absatzsteigerungen etwa doppelt so hoch wie die der kohlensäurehaltigen Erzeugnisse. Hohe Wachstumsraten weisen international auch Getränke mit so genannten Zusatznutzen auf. Wellness- und Fun-Getränke sind hierbei bedeutende Säulen. Im Trend: still, gesund, schmackhaft, diese Kriterien erfüllt ein neues Segment, das so genannte “Near Water”. Wasser mit dem Image von Natürlichkeit und Reinheit, gilt als gesundheitsfördernd. Was liegt also näher, dieses Produkt noch anzureichern mit definierten Zusätzen wie Vitaminen, Kräutern, Fruchtkonzentraten, Mineralstoffen oder anderen funktionalen Inhaltsstoffen. Also eine weitere Chance für die Mineralbrunnen, sich mit schmackhaften stillen Produkten weiter zu positionieren. Zusätzliche Impulse erhält der Markt durch neue und innovative Gebindevarianten. PET ist hier nicht mehr aufzuhalten und weiter auf dem Vormarsch. Die Spaßgesellschaft ist immer auf Achse und dabei will sie keine schweren Getränkeverpackungen mit sich rumschleppen. Klar analysiert haben das als erste der Gerolsteiner Brunnen und die Adelholzener Alpenquellen. Hingegen musste Apollinaris spürbare Absatzeinbußen hinnehmen, nicht zuletzt aufgrund der sehr späten PET-Einführung.
Spitzenreiter unter den alkoholfreien Getränken ist mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 104,1 Litern (2001) nach wie vor Mineralwasser. Das Angebot an in- und ausländischen Marken sowie Produktvarianten ist vielfältiger denn je. Eine deutliche Segmentierung ist festzustellen. Damit einhergehend ist eine deutlich sinkende Markenloyalität, die Kaufentscheidung wird häufig vom Preis bestimmt. Daher bieten neue Segmente, wie beispielsweise das so genannte “Near Water” Chancen, die Markenbindung zu erhöhen. In einer Zeit, in der die einzelnen Kategorien verschmelzen und die Sortimentsgrenzen zwischen Wasser und Softdrinks verschwinden, haben die Near Water beste Chancen und können attraktive Gewinnspannen bieten. Zudem können neue Zielgruppen erschlossen werden. Laut GfK stieg der Absatz von “Wasser mit Zusatz” 2001 um 9,4 Prozent. Entdeckt haben, wie sehr oft, die kleinen innovativen Unternehmen die Near Water-Nische. Wie ebenfalls sehr oft haben internationale Getränkekonzerne bald das große Potenzial dieser Range erkannt und entsprechende Varianten in den Markt gebracht. So erweiterte Pepsi sein Wasser Aquafina um die Near Water-Produkte Aquafina-Essentials. Coca-Cola hat unter der US-Wassermarke DASANI die Nutri-Water-Range eingeführt. Auch in Europa ist Coca-Cola mit Near-Water-Produkten aktiv: Als Ergänzung zum Sportgetränk Aquarius hat der Softdrink-Hersteller in Belgien und Luxemburg Aquana Sport Water eingeführt. Diese Variante mit Zitronenaroma soll insbesondere die weibliche Zielgruppe ansprechen, da Aquarius hauptsächlich durch männliche Kehlen fließt. Neben den großen, bleibt auch Wachstumspotenzial für kleine, innovative Unternehmen. Ein Markt der sich gerade entwickelt und zweistellige Zuwachsraten aufweist, bietet Platz nicht nur für die großen. Und dies zeigt sich auch hier zu Lande.
Mittlerweile buhlen eine beträchtliche Anzahl von Near-Water-Produkten um die Gunst der Wellness-Bewussten. So will beispielsweise der österreichische Branchenprimus, Vöslauer Mineralwasser AG, auf dem deutschen Markt für neue Impulse im Wellness-Segment sorgen und mit dem Produkt Balance in den Varianten Classic, Body und Rosé neue Trends im Mineralwassermarkt setzen. Essenzen und Aromen von Kräutern, Blüten und Früchten sollen erfrischen, vitalisieren oder die Balance von innen fördern. Leitfigur der massiven Einführungskampagne ist Schwimmstar Franziska von Almsick. Ausgangspunkt für die Einführung im deutschen Markt ist der Großraum Berlin. Eingeführt wurde das Produkt in Österreich bereits vor zwei Jahren, mit großem Erfolg. Das Potenzial in Deutschland ist nach Überzeugung der Vöslauer Mineralwasser AG noch längst nicht ausgeschöpft. “Das Bedürfnis nach ganz
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