von Monika Busch
Das zum Jahresanfang prognostizierte Rekordergebnis bei Mineralwasser bestätigen die endgültigen Branchendaten des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen (VDM). Mit einem
Pro-Kopf-Verbrauch von 104,1 Litern in 2001 bleibt Mineralwasser Spitzenreiter unter den alkoholfreien Getränken. Mit den Mineralbrunnen-Erfrischungsgetränken von 31,2 Liter addiert sich der Pro-Kopf-Verbrauch, den die deutschen Mineralbrunnen abdecken, auf 135,3 Liter. “Zum ersten Mal haben wir im vergangenen Jahr die 100-Liter-Schwelle beim Mineralwasser-Pro-Kopf-Verbrauch überschritten und auch bei den Erfrischungsgetränken auf Mineralwasserbasis mit 31,2 Liter Pro-Kopf-Verbrauch eine neue Rekordmarke aufgestellt”, resümiert VDM-Geschäftsführer Wolfgang Stubbe.
Die 235 deutschen Mineralbrunnen-Unternehmen konnten den Gesamt-Absatz um 4,5 Prozent auf 10.668,6 Millionen Liter steigern. Davon entfielen auf Mineral- und Heilwasser 8.096,4 Millionen Liter (+4,0%). Mineralwasser verzeichnete einen Zuwachs von 4,4 Prozent (7.831,9 Mio. l). Die Mineralbrunnen-Erfrischungsgetränke legten um sechs Prozent auf 2.572,2 Millionen Liter im Vorjahresvergleich
zu. Die Heilwässer verloren mit 264,5 Millionen Liter wiederholt (-7,0%).
Gefestigt hat sich der Trend zu Mineralwasser mit wenig Kohlensäure und den stillen Wässern. Bei einem Marktanteil von 34,1 Prozent, verzeichnete Mineralwasser mit wenig Kohlensäure einen Zuwachs von 9,9 Prozent auf 2.760,8 Millionen Liter. Einen stolzen Zuwachs von 40,9 Prozent verzeichneten die stillen Wässer mit 136,8 Millionen Liter, jedoch liegt der Marktanteil am Mineralwasser-Absatz der deutschen Brunnen insgesamt nur bei 1,7 Prozent. Mit 2.752,2 Millionen Euro verzeichnete der Umsatz ein Plus von 4,8 Prozent. Marktführer wie in den Jahren zuvor ist mit
59,9 Prozent der Klassiker mit viel Kohlensäure.
Mit 4.856,0 Millionen Liter legte dieser aber nur um ein Prozent zu. Spitzenreiter bei den Mineralbrunnen-Erfrischungsgetränken ist die Fruchtschorle mit einem Absatzplus vom 22,3 Prozent auf 456,8 Millionen Liter. “Das nun schon einige Jahre anhaltende Wachstum bei den Mineralbrunnen-Produkten basiert auf einer gesunden Mischung von Qualität, Kontinuität und Innovation. Auf dieser Grundlage lässt sich auch für das Jahr 2002 gut aufbauen”, sagte VDM-Geschäftsführer Wolfgang Stubbe im Rahmen des Brunnentages.
Das erste Quartalsergebnis 2002 verweise bereits auf einen guten Start ins neue Jahr – Mineralwasser legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund vier Prozent zu. So weit – so gut!? Keinesfalls, auch wenn die Zahlen recht positiv klingen, der Mineralwassermarkt bleibt nicht vom harten Verdrängungswettbewerb verschont. Mit den üblichen Folgen, wie Preiskampf, Auf- und Zukäufen, kompletten Stilllegungen und Übernahmen insbesondere durch die Big Player wie Danone oder Nestlé. Auch beim Preisgefüge sorgen Billigstanbieter und Handelsmarken für mehr als einen Kater. Zudem erfreuen sich ausländische und hier vor allem die stillen Wässer zunehmend der Gunst des Konsumenten. So geben die vorläufigen Zahlen des Statischen Bundesamtes Wiesbaden, für die deutschen Brunnenbetriebe kaum einen Anlass zur Freude.
Laut Außenhandelsstatistik Nr. 2061 wurden sage und schreibe im Jahr 2001 nach Deutschland 357 Millionen Liter ohne Kohlensäure (357.156.040 l) und 163 Millionen Liter mit Kohlensäure importiert (163.009.561 l). Bei natürlichen Mineralwasser ohne Kohlensäure führt Frankreich mit rund 279 Millionen Liter die Importhitliste an, hingegen Italien bei der kohlensäurehaltigen Variante mit knapp 93 Millionen Platz Eins belegt (92.563.455). Eine weitere Herausforderung für die Branche ist die unendliche Geschichte um die Verpackungsordnung mit dem Tenor “Mehrwegquote ja oder nein?” Zum anderen sehen die Mineralbrunnen-Unternehmen das verabschiedete Mautgesetz als Benachteiligung für alle Getränkehersteller an, die den Mehrweg-Weg gehen.
Die einst vorbildliche Glas-Fraktion der deutschen
Brunnenbetriebe kommt an PET nicht mehr vorbei. Früher bestand die Aufgabe der Verpackung ausschließlich darin, Füllgüter zu schützen. Heute sind die Anforderungen weitaus komplexer, die Ansprüche auch an die Verpackung orien-tieren sich beispielsweise an dem jeweiligen Konsumanlass.
Die Flasche ist heute weit mehr als ein Behältnis. Beispielsweise verkörpert sie eine “Markenpersönlichkeit”. Designer-Teams kreieren neue Flaschenformen, -etiketten und -verschlüsse, um den Verbraucher zum Genuss des Lebenselixiers zu verlocken. Convenience hat sogar Umweltaspekte als aktives Verpackungsmerkmal abgelöst, berichtet die GfK. Flaschen müssen beispielsweise bei der aktiven Fun-Generation mithalten können – sei es beim Radfahren oder Skaten. Kreiert wurden für diesen Bereich beispielsweise Sportflaschen mit praktischem Trinkver-schluss, dem so genannten Sports-Cap.
Verpackungen werden immer leichter und funktionaler. Noch ist der Klassiker unter den Verpackungsmaterialien Glas. Der Anteil der Getränke-Glasverpackungen liegt weltweit bei rund 18 Prozent. Gewicht und Bruchverhalten sind nach wie vor Minuspunkte, obwohl in den letzten Jahren die Glasverpack-ungen abgespeckt haben und heute bis zu 60 Prozent leichter sind.
Jedoch zu den Gewinnern der letzten Jahre zählen die Kunststoffverpackungen. Prognostiziert wird, dass diese bei den Getränke-Verpackungen einen Anteil von rund 30 Prozent bis 2006 erreichen, überwiegend getragen von PET. Experten schätzen, dass bis zum Jahr 2005 etwa drei bis fünf Prozent des weltweiten Bierausstoßes in PET-Flaschen abgefüllt werden. So meldete nun auch die Apollinaris & Schweppes GmbH & Co. den längst überfälligen Einstieg in das PET-Mehrwegsegment.
Im April wurde in Bad Neuenahr mit einem Gesamt-
investment von rund 14 Millionen Euro die erste
PET-Mehrweg-flaschen-Abfüllanlage, die das komplette Sortiment verarbeitet, eingeweiht. Weitere 12,5 Millionen Euro werden im laufenden Jahr für das neue Verpackungs-konzept Blue System investiert (dgw 4/02).
Die neue Fülllinie hat einen maximalen Ausstoß von 30.000 Flaschen in der Stunde. Wie das Unternehmen mitteilt, hätten die Resultate der bisherigen Listungsgespräche für Blue System alle Erwartungen übertroffen und würde bei allen großen Handelsketten großen Anklang finden, so dass in den meisten Fällen die Umlistungen beziehungsweise Doppellistungen bereits beschlossene Sache seien.
Auch der österreichische Gasteiner Brunnen hat den deutschen Markt mit PET im Visier. Im Juni führte Gasteiner seine neuen 1,5-l- und 0,5-l-PET-Kristallflaschen im deut-schen LEH ein. Gelistet ist Gasteiner laut Unternehmens- mitteilung bereits in 800 deutschen Lebensmittelmärkten.
Auf die Plätze, fertig, PET! lautet das Motto der Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG. Der einst PET-abstinente Brunnen hat die PET-Einführung für die Marke Überkinger in der 1,0-Liter-Pfandflasche ebenfalls vollzogen. Zusätzlich gibt es Überkinger blau und Sport in 0,5-Liter-PET-Einweg. Im Mai diesen Jahres wurde auch das Cilly-Sortiment einhergehend mit vier neuen Produkten in die 1,0 Liter-PET-CYCLE-Pfandflasche verpackt. Bei der Güstrower Schloßquell in Mecklenburg-Vorpommern, eine der sieben Brunnenanlagen der AG, wurden 18 Millionen Euro ebenfalls für eine PET-Abfüllanlage investiert.
Mit dieser Anlage, so der Tenor aus Güstrow, soll in einem Umkreis von 250 Kilometer die “ständig steigende Nachfrage nach Güstrower Schloßquell, aber auch nach Bluna und afri-cola in PET-Flaschen befriedigt werden”. Die Allgäuer Alpenwasser AG meldet für das abgelaufene Geschäftsjahr 2001 einen Zuwachs von 13,6 Prozent von 3,17 Millionen auf 3,6 Millionen Euro. Im wesentlichen, so die Oberstaufener, sei dieser Zuwachs zurückzuführen auf das Wachstum
beim PET-Gebinde. Unterstützt worden sei diese Entwicklung durch den permanenten Ausbau bei PET,
aber auch durch konsequente Modernisierung in der Abfülltechnik und durch tief greifendes Kostenmanagement. Einen wichtigen Aspekt für den weiteren Ausbau des Vertriebes und damit verbunden eine Steigerung der Füllmengen sieht die Allgäuer Alpenwasser AG in der weiteren Focierung des PET-Gebindes.
Beim Gebirgswasser ist die Verlagerung von Glas zu PET fast zu 100 Prozent vollzogen. Ab Sommer diesen Jahres soll voraussichtlich das Gesamtsortiment des Brunnenbetriebes in PET-Flaschen abgefüllt sein.
Die Redaktion fragte in der Branche nach:
1. Mineralwasser ist ein Getränkesegment mit “beharrlichen Wachstumsraten”. Jedoch, auch hier wird der Wettbewerb immer härter.
Wie beurteilen Sie die Aussichten für die nächsten fünf Jahre?
2. PET in jeglicher Verpackungsgröße ist mittlerweile unverzichtbar.
Wie beurteilen Sie die künftige Entwicklung von Glas?
3. Die stillen Wässer sind auf dem Vormarsch. Insbesondere ausländische Mitbewerber haben in diesem Segment die Nase vorn.
Wie betrachten Sie dieses Segment?
Christine Siemssen
Marketingdirektorin
Danone Waters Deutschland GmbH
1. Der Wassermarkt wird in den nächsten fünf Jahren weiter wachsen. Der Trend natürliches Mineralwasser als Durstlöscher im Gegensatz zu Limonaden wird sich weiter durchsetzen.
2. PET als Convenience-Verpackung für den Endverbraucher wird weiter zunehmen. Die importierten stillen Mineralwässer waren Vorreiter im PET-Segment. PET hat sich vor allem im Impuls-Bereich und im Fitnessbereich bewährt.
3. Das Segment der stillen Mineralwässer wird auch weiterhin wachsen. Grund dafür sind das zunehmende Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung und der anhaltende Wellness-Trend. Gerade in diesen Bereichen wird das stille Mineralwasser bevorzugt.
Dr. Judith Schilling-Oeffelke
Geschäftsführerin Marketing
Brohler Mineral- und Heilbrunnen
1. Unser Unternehmen beurteilt die Wachstumschancen von Mineralwasser für die nächsten Jahre weiterhin positiv. Fitness- und Wellness-Trends, die Auseinandersetzung mit Anti-Aging und Life Balance bilden eine tragfähige Plattform für die hohe Akzeptanz und weiter steigenden Konsum von Mineralwasser.
Allerdings wird die Wachstumskurve einen flacheren Verlauf annehmen. Wachstum wird insbesondere aus den Segmenten “Still” und “ohne Kohlensäure” resultieren.
2. Es wird weitere Verschiebungen zu Gunsten von PET in den nächsten Jahren geben. Dennoch sieht der Brohler Mineral- und Heilbrunnen Glas als unverzichtbar an. In der Gastronomie, insbesondere in der gehobenen Gastronomie, wird die Präferenz für Glas weiter bestehen bleiben. Auch im Segment von Heilwasser wird Glas die häufigste Verpackungsform bleiben.
Der Brohler Mineral- und Heilbrunnen setzt hier für seine Marken Brohler und Steinsieker auf eine Omni-Verpackungsstrategie aus PET-Einweg, PET-Mehrweg und Glas. Danach verlangt auch der mobile und convenience-orientierte Konsument, der in jeder Konsumsituation die adäquate Verpackungsform verlangt.
3. “Still” ist ein Wachstumssegment. Je mehr deutsche Brunnen in diesem Segment vertreten sind, desto mehr werden auch stille Wässer deutschen Ursprungs verkauft werden.
Dr. Paul Gehring
geschäftsführender Gesellschafter
Gehring-Bunte GmbH & Co.
1. Wir erwarten in den nächsten fünf Jahren eine Stabilisierung des Mineralwassermarktes, allerdings mit einer Sortenverschiebung. Es ist mit einer Polarisierung zwischen dem Markensegment und dem Preiseinstiegssegment zu rechnen.
2. Für Glas erwarten wir ein stabiles Potenzial sowohl im hochpreisigen Bereich als auch im Preiseinstiegssegment, ansonsten wird aber der Trend zu PET anhalten.
3. Führende deutsche Brunnen wie auch Christinen werden dem Segment der stillen Wässer verstärkte Aufmerksamkeit widmen und in diesem Bereich aktiver werden.
Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 6/7/2002