Aus Beck und Diebels wird „Interbrew Deutschland“

Integrationsprozess geht voran / Vertriebsorganisationen werden zusammengelegt

von Timur Dosdogru

Nach der Übernahme der Brauereien Beck & Co., Bremen, und Diebels, Issum, durch die belgische Braugruppe Interbrew werden die beiden Unternehmen künftig voraussichtlich als “Interbrew Deutschland” agieren. Ein anderer möglicher Name für die neue Gruppe könnte auch Interbrew Holding sein, dies werde noch geprüft, so Dieter Ammer, Interbrew Regional President Deutschland, südliches Europa und Export, in Bremen. Die Vertriebsorganisationen beider Unternehmen werden künftig unter der “Interbrew Vertriebs GmbH” zusammengefasst, um eine einheitliche Leitung im Biergeschäft herzustellen. Die Eigenständigkeit der Marken und ihre Verwurzelung in den Regionen Norddeutschland und Niederrhein soll bestehen bleiben. Der zum 30. Juni 2002 ausgeschiedene Diebels-Geschäftsführer Dr. Paul Bösken-Diebels, der weiterhin im Beirat seiner Brauerei beratend tätig sein wird, versicherte gar, er werde in dieser Funktion “auch künftig aufpassen, dass ein Diebels ein Diebels” bleibe. Eine Vereinnahmung durch den belgischen Konzern wies Dieter Ammer zurück: “Wir hatten die Chance, uns zu integrieren und sind nicht integriert worden.” Geschehen sei dies durch Arbeitsgruppen, die aus Führungskräften von Beck & Co., Diebels und Interbrew zusammengestellt worden seien, so Ammer weiter. Das erste Ziel sei damit erreicht, aber es werde doch einige Zeit dauern, bis alle Entscheidungen auch umgesetzt seien. Bis zum Herbst dieses Jahres soll auch ein neues Portfolio aus den rund 200 Interbrew-Marken für den deutschen Markt zusammengestellt werden, wie viele Marken es jedoch werden sollen, steht derzeit noch völlig in den Sternen, aber “wir haben nun die Chance zu definieren, was wir wollen”.

Nicht ganz eindeutig scheint noch der internationale Status der beiden Topmarken Beck’s und Stella Artois zu sein. Vice President Communications Interbrew Corneel Maes ist allerdings der Ansicht, dass es Länder geben werde, wo “Beck’s und Stella Artois gut zusammen leben werden”. Auch in Italien beispielsweise soll eine eigene Interbrew-Organisation geschaffen werden. Befürchtungen, der Integrationsprozess der Unternehmen werde weitere Arbeitsplätze kosten, wies Ammer zurück: es seien bereits schlanke Unternehmen zusammengeführt worden, weshalb nur 60 Arbeitsplätze in einem Zeitraum von zwei Jahren sozial verträglich abgebaut werden würden – und dies in enger Abstimmung mit den betroffenen Mitarbeitern sowie durch Fluktuation. Betroffen seien im wesentlichen vertriebliche und administrative Funktionen.

Zum 1. Februar dieses Jahres zählten die Brauereien Beck und Diebels zusammen 1800 Mitarbeiter. Befragt nach seiner Sicht der Dinge hinsichtlich des Konzentrationsprozesses in der deutschen Brauwirtschaft fand Ammer klare Worte: “Es gibt eine ganze Reihe von deutschen Brauern, die nicht richtig verstanden haben, was im letzten Jahr in Bremen passiert ist. Die haben das Gefühl, sie könnten den Preis für Beck’s als Grundlage nehmen, einfach durch die Hektoliter teilen und mit ihren eigenen Hektolitern multiplizieren, um auf einen neuen Kaufpreis zu kommen”, räumte Ammer mit dem Wunsch-Dreisatz für einen möglichst hohen Verkaufspreis auf, der sich derzeit in vielen Brauerhirnen wiederfindet. “Die haben nicht ganz verstanden, dass der Kaufpreis für Beck’s im wesentlichen für eine globale Marke und nicht hektoliterbezogen zustande gekommen ist. Das ist etwas, das in der deutschen Brauwirtschaft so langsam durchsickern muss – dass die Preise, die irgendwann mal gezahlt wurden, keine Preise sind, die für die Ewigkeit Gültigkeit besitzen. Sie können sich schon gar nicht mechanisch von den Hektolitern ableiten lassen.” Während der ersten vier Monate des laufenden Jahres wurden die Strukturen beider Unternehmen zusammengeführt, die mit dem Marken Beck’s und Diebels das Kerngeschäft von Interbrew Deutschland bilden werden. Mit der Geschäftsentwicklung bei “fast allen Marken” zeigte sich Deutschland-Chef und Beck-Vorsitzender der Geschäftsführung Ammer für die ersten fünf Monate des Jahres 2002 “sehr zufrieden”, ohne nähere Angaben zu machen. Beck-Technik-Geschäftsführer Horst-Gevert Bellmer übernahm als Vice President Operation and Planning (Technik, Einkauf, Logistik) die technische Leitung für das Biergeschäft in der Region Deutschland, südliches Europa und Export.

Bei Diebels bleiben Dr. Werner Lenzhofer (kaufmännischer Bereich) und Franz Schießl (Technik) unverändert Geschäftsführer der Brauerei, die an Bellmer und Ammer berichten. Wolfgang von Rohden, bisher Mitglied der Geschäftsleitung von Beck & Co. und zuständig für Vertrieb und Marketing wechselte in die Geschäftsführung der Bremer Erfrischungsgetränke GmbH, wo die Geschäftsführung ansonsten unverändert blieb, wie auch bei der Nienburger Glas GmbH und der Rostocker Brauerei GmbH. An Dieter Ammer berichtet auch die ehemalige Beck-Personaldirektorin Thorhild Brandstädter, die nun den Bereich Human Resources Deutschland leitet. Die Kommunikation Region Deutschland, südliches Europa und Export wurde von Ulrike Grünrock-Kern übernommen, die bei Beck bisher als Leiterin Öffentlichkeitsarbeit fungierte. Bei Diebels in Issum wird auch weiterhin Marion Holbeck für die Pressearbeit verantwortlich sein. Neu eingerichtet werden soll die Position des Commercial Directors Deutschland, der direkt dem Regional President unterstellt sein wird.