76. Internorga: Vom Serengeti-Bier aus dem Kürbis bis zum Cannabis-Bier ohne Reue

von Monika Busch/Fotos: Martin Joest

Die Stimmung in der Hotellerie und Gastronomie wurde als durchweg gut, mit einem optimistischem Ausblick bezeichnet. Rund 110.000 Fachbesucher aus dem In- und Ausland informierten sich von 8. bis 13. März in den zwölf ausgebuchten Hallen über die Angebote der rund 850 Aussteller aus 19 Nationen.

Wie die Hamburg Messe mitteilt, verzeichneten die Aussteller ein starkes Besucheraufkommen, eine Steigerung der Besucherqualität und berichteten von einem höheren Besucheranteil aus dem Ausland. Mehr als 85 Prozent der ausstellenden Unternehmen bewerteten die Internorga als “wichtigste Gastronomiemesse in Deutschland”. Das ergab eine Umfrage der Hamburg Messe.

Auf der diesjährigen Internorga stand bei der deutschen Brauwirtschaft nicht die “K-Frage”, sondern die “M-Frage” (Mix-Frage) im Mittelpunkt. Denn, wie hinlänglich bekannt befindet sich die deutsche Brauwirtschaft in einem mehr als hart umkämpften Markt.

“Der Gegenwind für die deutsche Brauwirtschaft ist stärker geworden und der Seegang auf dem deutschen Biermarkt wird rauer”, so das Resümee von Dieter Ammer, Präsident des Deutschen Brauerbundes und Geschäftsführer von Beck & Co. Den Spruch von Johann Wolfgang von Goethe “Wer nichts Neues wagt, kann auch das Alte nicht bewahren” scheint sich mittlerweile fast jede Brauerei auf die Fahne geschrieben zu haben. Fast als hektischen Aktionismus könnten die diversen Neueinführungen bezeichnet werden. Das Biermischgetränke in einem insgesamt rückläufigem Markt zu den Gewinnern zählen, ist seit Jahren geläufig. Nur werden die Mischungen immer exotischer. Bier mit Mango-Geschmack, Cannabis-Bier oder eine Chili-Schote im Gerstensaft, der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt – anything is possible! So präsentierte der Hamburger Wolfgang Stark mit seinem Haus der 131 Biere ein Serengeti-Bier aus Afrika mit der Geschmacksvariante Mango, Banane und Palmkern. Stilecht getrunken wird es aus getrockneten Schalen des afrikanischen Flaschenkürbis.

Ebenfalls im Programm des Hamburgers ein Cannabis-Bier. Die Efes Getränke Gruppe präsentierte unter dem Namen FESTIVAL ein Malzgetränk ohne Alkohol in den Varianten Pfirsich, Ananas und Erdbeer. Den Umsatz und den Gästen zu einem Kick verhelfen, soll das jüngste Produkt Snow Koks von dem in Greven ansässigem Unternehmen Grabbe & Schröder. Es besteht aus 85 % Starkbier und 15% koffeinhaltiger Zitronenlimonade mit einem Alkoholvolumen von 6,5 Prozent. Verpackt ist es in der 0,33l-Longneckflasche mit Twist-off-Cap.

Mit “exotischen Ingredienzen” wartet auch die Binding-Brauerei auf. Binding Lager gibt es jetzt Flavoured in den Geschmacksrichtungen Golden Tequila, Guarana Verde und Red Damiana, alle mit einem Alkoholgehalt von 4,5 Prozent.

Eine sicher recht eigenwillige Variante ist Red Damiana. Der Pflanze aus Süd- und Mittelamerika wird eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben. In ihrer Heimat, so das Unternehmen, nennt man diese Pflanze auch “Rompe camisa macho – Zerreißt dem Mann das Hemd”. Ebenfalls neu im Portfolio der Frankfurter ist Clausthaler Hefeweizen Premium Alkoholfrei.

Erstmalig vertreten war die MaxXium Deutschland GmbH und “entführte in die Welt der Spirituosen und des Champagners”. In Halle 8 auf rund 60 Quadratmeter hatten die Wiesbadener ein “Paket für die Gastronomiekunden, mit entsprechenden Thementagen geschnürt”.

“Catch the Cat” aus Flensburg

Neben Flensburger Dunkel und Weizen ergänzt seit der Internorga Cat das Portfolio von Flensburger Pilsener. Die Mixtur aus Flensburger Weizen mit Coffein and Taurin, ergänzt um Caipirinha-Flavour, steht für die Namensgebung Cat. Die typische Bügelverschluss-Flasche in den Farben Blau und Silber für den Neuzugang “fördere die Ansprache der modernen, unkonventionellen outdoor-orientierten Menschen die ihr Leben intensiv und lustvoll erfahren,” lautet der Tenor aus Flensburg. Daher konzentriert sich der Vertrieb exklusiv seit März zunächst auf die Bereiche Gastronomie, Veranstaltungen und Szene-Events.

Für alle Werner-Freunde: Die Achterbahn Verlags AG lässt das “Werner-Bier Bölkstoff” zukünftig in Flensburg produzieren. Seit 1989 wurde Werner’s Hausmarke von der Gilde Brauerei in Hannover gebraut. Beide Marken Bölkstoff und Flensburger Pilsener bestehen seit rund zehn Jahren nebeneinander im Markt, daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. Der Ausstoß der Flensburger Brauerei belief sich im vergangenen Jahr auf 518.396 Hektoliter mit einem Umsatz von 102 Millionen Mark.

bibop und volt aus Bad Köstritz

Auf den Zug der Biermischgetränke ist die Bitburger Getränkegruppe mit der Köstritzer Schwarzbierbrauerei als Absender aufgesprungen. Bei bibop handelt es sich um ein Schwarzbier-Cola-Mix mit Guarana, Volt ist ein Vodka-flavoured-Energydrink plus Bier. Guarana sei in Biermischgetränken noch nicht bekannt, lautet das Statement aus Bad Köstritz. Beispielsweise hat die in Homburg ansässige Karlsberg-Brauerei im Februar 1998 Stamper, ein coffeinhaltiges Starkbier mit Guaranazusatz kreiert. Der Alkoholgehalt von bibop beträgt 2,7 Volumenprozent. Die Namensgebung ist bewusst abgeleitet von dem bekannten Jazzstil Bebop, da dieser musikalisch eine Revolution darstellte und eine neue Ära einläutete. Allerdings erschließen die Köstritzer weder ein neues Marktsegment noch eine neue Ära. Volt ist ein Energydrink mit einer Bierkomponente und Vodka-Aroma, mit einem Alkoholgehalt von 3,8 Volumenprozent.

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 4/2002