Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Vom Fachhandel zur Schnäppchenbude

Saß ich doch letzten Samstag vor der Tür in der ersten Frühlingssonne und schaute meinem Herrchen zu, was er so aus dem Getränkeabholmarkt mitgebracht hat. Was ist denn das? Österreichische Teigwaren, Dosenbier und ein Paket tiefgekühlte T-Bone-Steaks.
Langsam wird mir klar, warum dies alles aus dem Getränkemarkt kommt: alle Waren haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum.

Welch ein Glück für mich, die Steaks, wen wundert’s, sind abgelaufen, auch wenn es argentinische sind. War mein Herrchen nicht ein Schatz, so spontan an mich zu denken? Auch für schlechte Tage hat er vorgesorgt, wurden nicht beim Ötzi Teigwaren gefunden und bei den Bierdosen ist nicht der Inhalt wichtig, gilt es nun doch, Dosen zu bunkern – es kann auch abgelaufene Ware sein.

Was kommt hier noch zum Vorschein? Ein Sack Streu für meine Freundin aus Siam. Ich rechne nach: das ist jetzt der 17. Sack! Jeder in meiner Familie hat sich daran beteiligt – kaufentscheidend war: ein Schnäppchen.
Mal sehen, wer den größten Rabatt bisher ergattert hat. Meine Freundin aus Siam ist sehr kapriziös, nicht alles conveniert ihr, nicht überall hat sie ein Erlebnis. Ich befürchte, 13 Säcke müssen wieder ungebraucht entsorgt werden oder können wir sie im Getränkeabholmarkt bequem und kundenfreundlich gegen ein Sortiment Pfannen und Töpfe tauschen?

Dann kam mein Frauchen. Was hat sie denn im Drogeriemarkt eingekauft? Mein Herrchen und mich traf der Schlag: schleppte sie doch eine Bierkiste!
Spontan hat sie sich von der Heilkraft unseres reinen deutschen Bieres in der Drogerie – dem Ort der gesunden Erlebnisse – überzeugen lassen: Im Hopfen werde Xanthohmol nachgewiesen, ein stark wirkendes Antioxidanz. Es wirke wesentlich stärker, als bei Wein oder Grünem Tee und helfe unter anderem beim Schutz vor hohem Cholesterinspiegel, Krebs oder Alzheimer. Was freut sich mein Herrchen, darf er jetzt Bier aus der Drogerie zur Erhaltung seiner Gesundheit trinken – früher: Bier aus dem Getränkeabholmarkt machte nur dick und verblödete. Mein Freund Benno hörte sogar von seinem Bräu, dieser Entdeckung verdanke die Industrie ihr Überleben.

Am Sonntag frönten wir der Leidenschaft unseres Herrchens – dem Besuch eines Trödelmarktes. Erlebnis pur, niedrigste Preise und feilschen kann man dort auch schon! Stellt Euch vor, wen wir da trafen: unseren Getränkeabholmarktbetreiber. Mein Freund Hugo, der Leergut-Sheriff im Abholmarkt, schwärmt noch heute von dem wahnsinnigen Erlebnis, auf der Orderbörse des Hartwarenhandels zu kaufen; sein Herrchen brauchte neues Werkzeug, die Gartenmöbel waren auch fällig, ein Hochzeitsgeschenk stand auch an. Es wird ja so convenient sein, die Reste im Laden an die Frau, beziehungsweise an den Mann zu bringen, und damit wird Marktnähe, gepaart mit Kundenorientierung, nachgewiesen. Jetzt steht er auf dem Trödelmarkt ganz nah am Kunden und zahlt hier Standgebühren! Daneben stand ein wirklich erfolgreicher Businessman: er verkaufte Trucks. Wo hat er sie her –
natürlich aus dem Getränkeabholmarkt. Seine Erfolgsstory: Kauf eines Kastens Bier zum Dauerniedrigpreis mit Truck; Verscheuern des Kastens etwas unter Normalpreis – dicker Schnitt beim Truck.

So macht jeder sein Schnäppchen!

 
Bis zum nächsten Mal

Euer Viktor