von Monika Busch
Ungarn als Weinland bietet weitaus mehr, als den hinlänglich bekannten Tokajer. Als Weinland hat Ungarn eine lange Tradition. Bereits im 13. Jahrhundert wurde der Tokajer als “Arzneimittel” in der Apotheke verkauft und als “wirksames Mittel zum Erwerb des Wohlwollens” genutzt. Auch in der Nationalhymmne nimmt der Wein ein gebührenden Raum ein “..Nektar, Tropfen, reinen Golds, floss aus Tokajers Reben..”. Reben und Wein sollen den Ungarn bereits im 5. Jahrhundert bekannt gewesen sein und historisch verbrieft ist, dass der Staatsgründer König Stephan I. im Stiftungsbrief der Erzabtei Pannonhalma als erstes steuer- beziehungsweise zehentpflichtiges Produkt die Trauben erwähnte.
Wein hatte zur damaligen Zeit bereits einen hohen Stellenwert. Steuern wurden von den “Bürgern der Macht” in der Burg zu Budva in Form von Wein entrichtet. Ungarwein erlangte früh Berühmtheit und war an den Tafeln der “gekrönten Häupter Europas” selbstverständlich. Aber Kriege und Seuchen machten vieles zunichte und eine Vielzahl von Weinbergen mussten neu kultiviert werden.
Im 20. Jahrhundert wurde dann fast ausschließlich Quantität, statt Qualität produziert, so dass westeuropäische Weinliebhaber ungarischen Wein mieden. Seit rund zehn Jahren wird aber wieder recht intensiv an dem Image von ungarischen Weinen gearbeitet. Es existiert eine Grundlage für ungarische Qualitätsweine und es gibt 22 geschützte Weinregionen. Diese erschließen sich von Tokaj bis Eger, Badacsony bis Siklös und Villany. Die Kellermeister haben häufig an renommierten Universitäten in Europa ihr Wissen erlangt. Mittlerweile gibt es auch wieder einen ungarischen Weintourismus. Auf dem internationalen Parkett heimste ungarischer Wein auch Anerkennung ein. Beispielsweise wurden 1999 in Bordeaux ein Cabernet aus dem südungarischen Szezàrd und ein Chardonnay aus dem nordungarischen Eger mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. 1998 wurden bereits 60 Prozent der exportierten 1,5 Millionen Hektoliter in westliche Märkte geliefert. Durchschnittlich werden in Ungarn zwischen drei und fünf Millionen Hektoliter Wein jährlich produziert. Der Export schwankt zwischen 0,6 und 3 Millionen. Der ungarische Pro-Kopf-Verbrauch beträgt laut Prof. Lajos Fülöp, Dipl.Lehrer an der Weinbauschule Balatonfüred, rund 38 Liter.
Neben der Hauptsorte Welschriesling, sind die internationalen Sorten Müller-Thurgau, Pinot Gris, Traminer, Sauvignon Blanc und Chardonnay dominierend. Fast zwei Drittel der Weinproduktion entfällt auf Weißwein. Hiervon wird ein großer Teil für die Sektproduktion verwendet. Als EU-Beitrittskanditat nimmt Ungarn als wichtiges Wein- und Obstland eine besondere Stellung ein. Denn die Rebflächen entsprechen mit rund 100.000 Hektar der Größe der deutschen Weinbaugebiete. Die praktizierten Qualitätsanstrengungen der ungarischen Winzer tragen Früchte und langfristig wird Ungarn als Weinland in Europa wieder eine Rolle “spielen”. Denn Ungarn besitzt ein Potenzial für hervorragende Weine. Allerdings sind vieler ortens noch etliche Investitionen, beispielsweise in die Kellertechnik erforderlich. Und ein Wermutstropfen ist die Konzentration auf die so genannten internationalen Sorten, so dass die autochthonen Rebsorten fast untergehen. Hauptabnehmer für ungarische Weine sind Großbritannien und Schweden, auch wieder der deutsche Markt.
Und dieser gewinnt zunehmend an Bedeutung, beispielsweise kann der anhaltende Trend zu Rotwein traditionsgemäß von den deutschen Winzern nicht befriedigt werden. Aus diesem Grund finden hier zu Lande neben den traditionellen europäischen Weinbaunationen immer mehr Weine aus Übersee den Weg in das Glas des Weinliebhabers, aber auch die der osteuropäischen Länder. So belegen ungarische Weine bereits Platz sechs bei den beliebtesten Importweinen der Deutschen, bei einem Marktanteil von 2,3 Prozent. Eine Erfolgsstory mit ungarischem Wein auf dem deutschen Markt hat die Wiesbadener Unternehmensgruppe Henkell & Söhnlein mit der Einführung von Balaton geschrieben. Bereits 1992 hat sich das Unternehmen in Ungarn engagiert und übernahm von der Republik das Aktienkapital der Hungarovin AG. Zusammen mit der 1995 erworbenen Mehrheit an der Balatonboglári Borgazdasági AG werden die Aktivitäten seit 1997 von der als Holding fungierenden Henkell & Söhnlein Hungaria Kft. koordiniert.
Bewirtschaftet werden über 1.000 Hektar Rebfläche, davon 785 Hektar im Gebiet Etyek, 225 Hektar im benachbarten Anbaugebiet Pázmànd und 52 Hektar in der Tokaj-Region. Selbstredend wurde investiert und die technischen Einrichtungen befinden sich auf dem neuesten Stand. Traditionell liegt ein Schwerpunkt bei der Sektproduktion. Mit der Marke Törley ist Hungarovin unangefochtener ungarischer Sekt-Marktführer.
Zunehmende Bedeutung gewinnt insbesondere seit dem Wiesbadener Investment die Weinproduktion. Im Jahr 2000 wurden von der Gesamtgruppe in Ungarn mehr als 18 Millionen Flaschen abgefüllt und verkauft. Hiervon entfällt der Löwenanteil mit 66 Prozent auf den Export. Die Hauptabnehmer sind mit 35 Prozent Deutschland, gefolgt von Großbritannien mit 16 und Schweden mit acht Prozent. Seit der Einführung 1996 in Deutschland wurden von Balaton knapp 16 Millionen Flaschen verkauft. Balaton, der “kräftige, rote” aus Ungarn “ländlich” platziert und auf die Region begrenzt wurde im vergangenen Jahr neu als ungarischer Markenwein Del Balatoni positioniert, einhergehend mit einer Preiserhöhung von einer Mark…
Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 10/2001