Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Ungelegte Eier, Federn lassen, viel Gegacker um nichts?

Neulich habe ich bei Frauchen, während sie auf einer ihrer zahlreichen Dienstreisen (dauernd lässt sie mich alleine!) wieder versuchte, Neues zu erfahren, auf dem Schreibtisch in den Meldungen der letzten Wochen gelesen.
Ich muss schon sagen, Zustände sind das! Als Rassehund soll man sich ja nicht über andere Tierarten stellen, aber manchmal komme ich mir vor wie auf einem Hühnerhof.

Natürlich ist es schwer, bei 1.270 Hühnern den Überblick zu behalten, aber ein bisschen Ordnung muss doch sein! Da kennt sich ja kaum noch einer aus. Bisher hatte ich immer gedacht, Hühner lassen sich einfach einteilen, in große, kleine und ganz kleine Hühner, dann noch in ein paar Familien, und damit hat es sich. Und dann war auch klar, welche Hühner wem gehörten, und dass bis auf ganz wenige ausländische Hühner nur deutsche Rassehühner über den Hof stolzierten. Aber jetzt? Ein Durcheinander – eben wie auf dem Hühnerhof. Frauchen hat auch schon geflucht, weil ihre ganze Statistik ständig neu geschrieben werden muss.

Mein Großvater, Hasso von Wetter, hat mal erzählt, wie das in den 68er-Jahren so war, damals, als er noch in der Studentenrevolution aktiv war. Da war das irgendwie ähnlich, so von wegen ständig in neuen Wohngemeinschaften leben, ständig den Partner wechseln und all die anderen schlimmen Dinge. So ist das offensichtlich auch heute: Ständig wechseln irgendwelche Hühner den Besitzer, darunter auch Hühner, die seit Generationen ihre Selbständigkeit betont hatten.

Aber kaum kommt einer, verspricht Dir, dass es nach der Hochzeit möglich sein wird, größere Eier zu legen, schon gehen alle Grundsätze über Bord. Nun gut, vielleicht klappt es ja, man wird sehen. Aus dem Ausland weiß man, dass dort fast überall größere Eier gelegt werden. Allerdings habe ich letztens in einer Marketingzeitschrift gelesen (ein bisschen Bildung steht ja wohl gerade einem Redaktionshund zu!), dass im Ausland gerade die kleineren Eier immer beliebter werden. Vor allen Dingen lassen sich kleinere Eier zu einem viel besseren Preis verkaufen. Irgendwie schon komisch, diese Menschen, aber wenn sie es nun einmal so wollen! Hauptsache, der Preis stimmt.

Was ich allerdings nicht verstehe, ist, dass manche Hühner sogar bereit sind, bei einem Zusammenschluss auf einige ihrer schönsten Federn zu verzichten. Vielleicht ist das aber auch nur Torschlusspanik, weil sie Angst haben, irgendwann keinen Hahn mehr zu finden, der um sie wirbt. Als wäre so ein Hahn die Krönung aller Dinge. Dabei laufen so tolle Hühner herum, die wissen nur nicht, wie toll sie sein könnten, wenn sie nur ein bisschen mehr aus sich machen würden. Dann fände sich sicherlich auch ein Hahn, der sie begehrte – und den könnten sie dann einfach abblitzen lassen, einfach weil sie lieber allein bleiben wollen. Kann ja auch ganz schön sein!

 

Bis zum nächsten Mal

Euer Viktor