Spitzenmostgewichte an Mosel, Saar und Ruwer beim Jahrgang 2001

“Der nächste Wein-Boom wird ein Riesling-Boom”

von Timur Dosdogru

Die Winzer an Mosel, Saar und Ruwer erwarten einen großen Rieslingjahrgang 2001. Das sonnige und warme Herbstwetter hat für eine sehr späte Rieslinglese gesorgt, weil die qualitätsorientierten Produzenten den Erntebeginn immer weiter herausgezögert hatten. Nach dem verregneten September konnte der Riesling in der folgenden Oktobersonne seine ganze Stärke zeigen. Bereits Mitte Oktober hätten die Mostgewichte über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahr gelegen, heißt es.

In den besseren Steillagen der Mittelmosel wurden am 23. Oktober Durchschnittswerte von 86 bis 92 Grad Oechsle gemessen, ähnlich wie in den herausragenden Jahrgängen 1971, 1975, 1995 und 1999. Deswegen geht man an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt (SLVA) in Trier davon aus, dass das Weinjahr 2001 einen großen Rieslingjahrgang beschert, der in die Geschichte eingehen wird. Schon erste Lesedurchgänge in den Spitzenlagen der Mittelmosel verzeichneten bis Ende Oktober Mostgewichte von fast 100 Grad Oechsle, in der vorletzten Oktoberwoche wurde in Lieser an der Mittelmosel eine Trockenbeerenauslese mit gar 185 Grad Oechsle geerntet – und dies, so wird betont, sei noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.

Bei den besten Steillagen wird daher ein Spitzenjahrgang erwartet, die mittleren Lagen bringen samt und sonders Spätlesen, sogar in Nebenlagen lagen die Durchschnittsmostgewichte bei weit über 70 Grad Oechsle. Dies war etwa auch der Wert, den die früher reifenden Rebsorten wie Müller-Thurgau und Kerner erreichten und beim Großteil der Weine rechnet man in Trier mit Oechslegraden von 75 bis 90 – gegenüber einem verregneten Spätsommer und Herbst im Jahr 2000. Adolf Schmitt, Vorsitzender der Weinwerbung Mosel-Saar-Ruwer e. V., spricht von einem Strukturwandel, weil nach wie vor die Größe der an der Mosel insgesamt bewirtschafteten Rebfläche rückläufig ist, derzeit liegt sie bei 10200 Hektar. In einem ist sich Schmitt jedoch sicher: “Der nächste Wein-Boom wird ein Riesling-Boom.”

Für dieses Jahr rechnet der Weinbauverband mit einem deutlichen Rückgang der Erntemenge an Mosel, Saar und Ruwer von minus 20 bis 30 Prozent. Mehr als 800.000 Hektoliter, so heißt es, seien wohl nicht drin – gegenüber 1,1 Millionen Hektoliter im Vorjahr. Der Durchschnittsertrag liegt aktuell damit bei unter 80 Hektoliter pro Hektar, bei allerdings hoher Qualität, wie auch die Winzergenossenschaft Moselland e. G. bestätigt, die rund 20 Prozent der Trauben der Gesamtrebfläche des Gebietes vermarktet. Vor allem ist für die Lagen der Mittelmosel von “Super-Werten” die Rede, was Ertrag und Mostgewicht angeht. Laut der SLVA Trier werden rund 40 Prozent des Weinjahrgangs 2001 im Qualitätsbereich liegen, 14 Prozent Kabinett, 26 Prozent Spätlese und 20 Prozent Auslese.

Zum zehnten Mal jährte sich vom 2. bis 5. November das Weinforum Mosel-Saar-Ruwer im Rheinischen Landesmuseum in Trier, wo sich der Weinjahrgang 2000 dem Publikum stellte. 114 prämierte Weiß- und Rotweine nebst Sekten aus 102 Weingütern standen zur Verkostung im Ambiente einer 2000-jährigen Weinkultur. Zwei Drittel der angestellten Weine stammten aus dem Jahr 2000, neben Weinen aus den Jahrgängen 1999, 98 und 97.

“Der 2000er präsentiert sich enorm gut”, kommentierte Dr. Karl-Heinz Frieden, Leiter des Weinbauamtes Wittlich – was allerdings bei so einem schwierigem Weinjahr schon ein kleines Wunder darstellt. Trotzdem war der Großteil der Weine mit der Goldenen Kammerpreismünze der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Den Leitfaden für die Besuche bildeten, wie auch schon in den Vorjahren, die so genannten Thementische, die diesmal um den Elbling-Tisch mit sechs Gewächsen erweitert worden waren.

Am Tisch “Der beste Schoppen” wurde die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Winzern und Gastronomen demonstriert. Seit 1999 hatten Gastwirte an der Aktion “Der beste Schoppen” teilgenommen. Die Erfolgreichen dürfen ihr Haus mit einer Plakette schmücken, die darauf hinweist, dass in ihrem Haus ein besonders guter Schoppenwein serviert wird.

Die Auszeichnung erhalten nur Betriebe, deren Schoppenweine im Wettbewerb in drei aufeinander folgenden Jahren mindestens zu zwei Dritteln als sehr gut bewertet wurden. Die Aktion wird gemeinsam von Landwirtschaftskammer, Gebietsweinwerbung und Industrie- und Handelskammer veranstaltet, bei den auserkorenen Weinen handelt es sich je um einen Elbling, einen Rivaner und je einen Riesling in den Geschmacksrichtungen trocken, halbtrocken und lieblich.

Die Philosophie, die dahinter steht, ist einfach: der erste Schoppenwein in der Gastronomie muss den Gast überzeugen und ihn dazu bringen, sich weiter mit dem Wein der Region zu befassen. Wenn die Qualität stimmt, Speis und Trank gleichermaßen gemundet haben, wird dieser Gast auch wiederkommen…