PET gibt bei den Mineralbrunnen zunehmend den Ton an

von Timur Dosdogru

Vorbei scheinen wohl endgültig die Zeiten, als über PET-Flaschen im Mineralwasser- und Erfrischungsgetränkebereich heftig diskutiert, gestritten und gar gejammert wurde. PET ist da, sowohl als Ein- und Mehrweg und setzt sich zunehmend durch, wie die Absätze der Brunnen zeigen. PET prägt zunehmend das Bild in den deutschen Supermärkten, ein Bild, welches man früher nur im Ausland gewöhnt war und gleich die Assoziation “lasches Wasser” hervorrief.

Die Zeiten sind vorbei, auch wenn der Marktanteil bei den stillen und kohlensäurefreien Wässern noch nicht dominierend ist, wächst er doch stetig jedes Jahr, vor allem die französischen Wässer profitieren davon – früher oft noch als langweilige und lasche Gesundheitswässer abgetan, scheint der Verbraucher sich zunehmend an sie zu gewöhnen. Erheblich hat die Fitness- und Wellness-Welle dazu beigetragen.Gegenüber den ersten drei Monaten des Vorjahres konnten die kohlensäurefreien Wässer eine Absatzsteigerung von 40,8 Prozent erreichen, die mit wenig Kohlensäure legten um 10,8 Prozent zu. Bei den stark kohlensäurehaltigen Wässern wurde eine Steigerung von 6,7 Prozent festgestellt, wogegen der Absatz der Tafelwässer um immerhin ganze 20,9 Prozent sank.

Und es sind nicht nur die großen, sondern auch die kleineren und mittelständischen Unternehmen erfolgreich, von denen es vor zwei Jahren noch hieß, sie würden durch PET dem “Brunnensterben” verfallen. Laut Daten des Marktforschungsinstitiut AC Nielsen betrug der Absatz der PET- Gebinde als Verpackung für Mineralwasser (Deutschland LEH und GAM) im März 2001 298,2 Millionen Hektoliter – ein starker Anstieg gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum mit 141,5 Millionen Hektoliter. Im April
dieses Jahres betrug der PET-Anteil 23,4 Prozent (Mehrweg 12,7 Prozent, Einweg 10,7 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der PET-Verpackungen um über 100 Prozent gewachsen.

Bei den Glasgebinden betrug der Gesamtabsatz im März dieses Jahres 920,8 Millionen Hektoliter und sank damit um 4,8 Prozent. Der Anteil der GDB-Brunnenflasche lag bei 47,9 Prozent, der Rest der Glasflaschen (Einweg) kam auf 24,9 Prozent.

Dass PET-Flaschen in der Verbrauchergunst ganz vorn liegen, hat sich bei einer aktuellen Untersuchung der GfK im Auftrag des Forum PET, Friedberg, herausgestellt. Befragt wurden repräsentativ 2677 Personen aller Altersgruppen ab 14 Jahren, ausführlich zum Thema PET. Danach liegt der Kunststoff gegenüber anderen Verpackungsmaterialien bei den alkoholfreien Erfrischungsgetränken mit zehn Prozent Vorsprung schon im zweiten Jahr auf dem ersten Platz.

Auch bei Mineralwasser und Fruchtsäften hat die Verbraucherakzeptanz in Sachen PET deutlich zugelegt: 44 Prozent der Befragten vergaben für Mineralwasser in PET die Note “Eins”. Im Biersektor ist die Akzeptanz zwar noch gering, was aber vor allem mit der noch geringen Verfügbarkeit und der “Macht der Gewohnheit” erklärt wird. “Nur wer Bier in PET auch überall kaufen und seine eigenen Erfahrungen damit machen kann, wird, im wahrsten Sinne des Wortes, die Vorteile dieses leichten,
unzerbrechlichen und ökologisch vorteilhaften Materials besser begreifen können”, erklärt Till Bottler, Sprecher des Forum PET. Sein Fazit: Verbraucher wollen PET.

In vielen Fällen wurde bereits schon PET eingeführt und auch die kleineren Unternehmen profitieren davon. Die deutschen Mineralbrunnen scheinen den Trend erkannt zu haben und bieten zunehmend selbst stille oder freie Varianten in der superleichten PET Flasche an. So haben sich die Adelholzener Alpenquellen gleich nach dem Marktführer Gerolsteiner in Sachen PET hervorgetan, indem sie als zweiter deutscher Brunnen 1998 eine PET-Mehrweg-Abfüllanlage installierten.

Heute beträgt der PET-Anteil bei Adelholzener schon zehn Prozent – Tendenz steigend. Bayerns ältester Brunnen verfügt außerdem seit letztem März nun auch über die – eigenen Angaben zufolge – modernste Abfüllanlage für PET-Einwegflaschen in Europa, welche von der Geschäftsführerin Schwester Theodolinde mit offiziellem kirchlichen Segen des zuständigen Weihbischofs Dr. Franz Dietl in Betrieb genommen wurde.

Füllte die erste Anlage noch stündlich immerhin 16.000 Flaschen à 1,5 Liter, schafft die neue Anlage schon 22.000 Halbliterflaschen (oder 18.000 0,75-l-Flaschen, beziehungsweise 13.500 1,5-l-Flaschen).

Im laufenden Jahr erwartet man im Hause Adelholzener einen PET-Absatzanteil von 16 Prozent. Mit Active O brachte Adelholzener im April ein sauerstoff-angereichertes Wasser mit angeblich “nachgewiesener positiver Wirkung” auf den Markt. Dabei stützen sich die Oberbayern auf Untersuchungen des Walther-Straub-Institutes der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Die Forscher haben nämlich entdeckt, dass der Körper entgegen der traditionellen Lehrmeinung sehr wohl Sauerstoff auch über den Magen und nicht nur über Haut oder Lunge aufnehmen kann. Dabei muss der Sauerstoff mit mindestens 45 Milligramm pro Liter vertreten sein, damit er überhaupt in den Bauchraum gelangen kann.

Neue Gebindevielfalt durch PET

Das hat sich Adelholzener nicht zwei Mal sagen lassen und hat das neue Active O mit mindestens 90 Milligramm pro Liter angereichert, um den Effekt auf jeden Fall zu gewährleisten. Geschäftsführer Stefan Hoechter spricht auch allen Ernstes von der nachgewiesenermaßen verstärkten “Magenatmung”.
Angeboten wird das neue Wasser bundesweit in ausgewählten Fitnesscentern, im Getränkefachgroßhandel, im LEH und an Tankstellen, wobei auch hier die 0,5-l- und die 0,75-l-PET-Einwegflasche, letztere ausgestattet mit einem so genannten Sportslock, zum Einsatz kommen.

“Gas” gibt man auch bei der Kondrauer Mineral- und Heilbrunnen GmbH & Co. KG in der Oberpfalz. Kondrauer Mineralwasser gibt es laut Unternehmen seit 333 Jahren. Nichtsdestotrotz startete Ende April ganz fortschrittlich die PET-Mehrwegflaschenproduktion und für Gastronomie und Hotels wurden neue Gourmetflaschen im Gastropaket ausgeliefert. Seitdem gibt es in den 1-l-PET-Flaschen Mineralwasser prickelnd, still und extra still sowie Zitrone (früher Perle), Orange (Gold) und Cola-Mix, teilweise auch als Halbliterversion wie die Süßgetränke New Cola, Rote Waldbeeren und Fruchtschorle Apfel sowie die deit-Erfrischungsgetränke.

Außerdem sind fünf neue Süßgetränke in der Entwicklung, die voraussichtlich in diesem Monat auf den Markt kommen werden. Auch bei Kondrauer rechnet man bereits im ersten PET-Jahr mit einer zweistelligen Prozentzahl am bisherigen Gesamtabsatz. Die Brau-und-Brunnen-Tochter Thüringer Waldquell GmbH, Schmalkalden, führte im April dieses Jahres eine 0,5-l- und eine 1,5-l-PET-Einweg-Individualflasche ein…..

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 4/2001