Neue Perspektiven für den Altbiermarkt?

Alt hat von den regionalen Bieren die meisten Konsumenten

von Timur Dosdogru

Bier in Deutschland heutzutage an den Mann, beziehungsweise die Frau zu bringen, ist eine echte Herausforderung geworden, vor allem die Sorte Altbier ist ein Sorgenkind der Branche. Seit Jahren schon geht der Altbierabsatz zurück und bisher konnte dieser Trend nicht gestoppt werden. Zwar haben dunkle Biere generell etwas an Potenzial gewonnen, wie der Erfolg von Köstritzer Schwarzbier zeigt und in jedem gut sortierten Getränkeabholmarkt finden sich auch hochpreisige dunkle Weizen- oder sonstige -biere aus Bayern, aber am klassischen Altbier ist dieser Trend vorüber gegangen.

Zahlen des Deutschen Brauer-Bundes weisen für Deutschland im Jahr 2000 einen Gesamtbierausstoß von 110.429 Millionen Hektoliter aus (Vorjahr: 112.800 Hektoliter). Und da dümpelt der Marktanteil des Altbieres bei unter drei Prozent. Im größten Bundesland und der Heimat der dunklen Spezialität Nordrhein-Westfalen ist der Anteil des Altbieres am Gesamtmarkt sogar um ganze acht Prozent gefallen und liegt jetzt bei nur noch 2,8 Millionen Hektoliter gegenüber drei Millionen Hektoliter im Vorjahr. In den 80er Jahren ging es der dunklen Spezialität noch wesentlich besser: 1983 wurden in Nordrhein-Westfalen immerhin noch rund 4,6 Millionen Hektoliter Alt gebraut und der Marktanteil lag noch bei 16,5 Prozent.

Was wird also nun aus diesem Markt? Zunächst nicht viel, möchte man meinen. Branchenbeobachter halten es aber durchaus für möglich, dass sich hier mit dem Einstieg der belgischen Interbrew als zweitgrößtem Bierkonzern beim Marktführer Diebels (und später auch noch bei Beck’s) etwas ändern könnte. Interbrew-Chef Hugo Powell hat bereits angekündigt, die Marke Diebels zu forcieren und dass es zu seiner globalen Wachstumsstrategie gehöre, lokale Marken gezielt zu stärken. Bisher hatte auch Marktführer Diebels es nicht geschafft, sich dem Anti-Alt-Trend erfolgreich entgegen zu stemmen, ebenso wenig wie die zur dänischen Carlsberg-Gruppe gehörigen Konzernmarken Hannen/Gatz und die zur Brau und Brunnen AG zählende Marke Schlösser. Schlösser setzte im vergangenen Jahr 295.269 Hektoliter ab, kam bis zum ersten Halbjahr 2001 auf 135.000 Hektoliter. Im nächsten Jahr rechnet man im Hause Brau und Brunnen mit einem weiteren Rückgang auf 272.000 Hektoliter.

Arg erwischte es die Krefelder Brauerei Rhenania: nach 163 Jahren wird sie geschlossen. Der einzige Interessent, die Krombacher Brauerei, Kreuztal, bekommt zwar nun die Markenrechte, will aber das unternehmerische Risiko nicht eingehen. So wird Rhenania Alt künftig in Kreuztal oder im Lohnbrauverfahren gebraut. Zuletzt hatten die Krefelder aufgrund bestehender Verträge bereits überwiegend Krombacher Pils verkauft.

Marktführer Diebels kam im Jahr 2000 auf einen Absatz von 1,472 Millionen Hektoliter, bei einem Verlust von 2,4 Prozent gegenüber 1999. Für 2001 wurden keine Zahlen mitgeteilt, aber von einem Plus von zwei Prozent (bis 30.9.) berichtet. Verluste musste auch die von Hannen/Tuborg übernommene Marke Gatz hinnehmen – anscheinend so gravierende, dass man im Hause Hannen/Tuborg noch nicht einmal die Absatzzahlen des Vorjahres bekannt geben will.

Vorausgesetzt, Interbrew mache sein Versprechen bezüglich Diebels wahr, würden die verstärkten Marktanstrengungen auch anderen Altbiermarken zugute kommen und die Sorte Alt auch überregional stärken, heißt es in der Branche. Bisher sei insgesamt zu wenig für die Sorte Alt geworben worden. Dies traut man jetzt dem nach eigenen Selbstverständnis “weltweit größten lokalen Brauer” (“The World’s Local Brewer”) offensichtlich zu. Die Düsseldorfer Privatbrauerei Frankenheim konnte in den letzten Jahren deutlich zum Marktführer Diebels aufrücken und liegt derzeit an zweiter Stelle – bei steigenden Zuwachsraten. Allein im letzten Jahr wuchs der Absatz bei Frankenheim um 15,6 Prozent auf 406.000 Hektoliter und im ersten Halbjahr des laufenden Jahres hatte Frankenheim bereits 245.000 Hektoliter erreicht. Dies kam aber nicht von ungefähr, wurde der klassischen Marke Frankenheim Alt zusätzlich noch der Altbier-Cola-Mix Frankenheim blue in einer trendy-blauen Longneckflasche beiseite gestellt. Damit war die Brauerei die erste auf dem Markt, die Altbier mit Cola anbot und damit auch die jüngeren Konsumenten erreichte…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 12/2001