Brauereivielfalt stabilisiert langfristig regionalen Absatzmarkt

Internationale Biere bieten eine interessante Portfolio-Ergänzung

Monika Busch (dgw)

Kaspar Müller-Bringmann
(Medienbüro Müller-Bringmann,Mönchengladbach)

Die Weltwirtschaft hat Schnupfen: Konzerne wie Siemens, Opel oder HypoVereinsbank legen sich lieber gleich ins Bett und reden von Stellenabbau. Das deutsche Wirtschaftswachstum wurde nach dem aktuellem Herbstgutachten nach unten korrigiert. Das Wirtschaftswachstum dennoch möglich ist, zeigt die deutsche Brauereilandschaft. Momentan noch eher selten, aber immer öfter. Und hier ist es, wie in vielen anderen Branchen auch, der Mittelstand. Und eine Chance liegt durchaus in Vertriebskooperationen, beispielweise mit einem internationalen Bier. Zwar gibt es in anderen Ecken des Globus attraktive Wachstumsmärkte, die für die internationalen Brauhäuser zunächst interessanter erscheinen als der deutsche Markt. Beispielsweise der asiatische Raum, dessen Bierverbrauch in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist.

Doch Deutschland ist nach wie vor ein Land mit Spitzenverbrauch und damit einer der wichtigsten Märkte weltweit. In Europa können nur die Tschechen und Iren mithalten. Nicht zuletzt aus Imagegründen ist die Bundesrepublik für international tätige Bierbrauer ein wichtiger Absatzmarkt. Produkte, die im klassischen “Bierland” Deutschland gut ankommen, gelten international als hochwertig. Bei aller Tradition hat der Ruf des Bieres in Deutschland in den vergangenen Jahren jedoch einen deutlichen Wandel erfahren.
Spezialitäten finden bei den Verbrauchern größeren Anklang als noch vor einigen Jahren. Erich Dederichs, Pressesprecher des Deutschen Brauer-Bundes: “Spezialprodukte etablieren sich mehr und mehr auf dem deutschen Markt. Hier gibt es für deutsche und internationale Anbieter noch gute Entwicklungsmöglichkeiten mit Markenprodukten.” Auch Alternativen zu den klassischen deutschen Spitzenbieren werden stärker beachtet.

Tendenz steigend

Im Jahr 2000 wurden insgesamt 3,2 Millionen Hektoliter Bier nach Deutschland eingeführt. Damit stieg der Anteil der internationalen Biere auf dem deutschen Markt von 2,9 auf 3,1 Prozent. An der Spitze steht Dänemark mit 1,3 Millionen Hektolitern vor Belgien/Luxemburg (540.000 Hektoliter) und den Niederlanden (479.000 Hektoliter).

Tschechien führte 450.000 Hektoliter ein, irische Biere schlugen mit 172.000 Hektolitern zu Buche, so der Deutsche Brauer-Bund. Kenner des Marktes rechnen mittelfristig mit einer Steigerung des Anteils internationaler Biere auf mindestens zehn Prozent.

Besitzverhältnisse im Wandel

Internationale Biere zeigen nicht nur durch Vertriebskooperationen hier zu Lande Präsenz, auch durch Beteiligungen an deutschen Brauereien sichern sich internationale Brauer mehr und mehr ihren Status auf dem hiesigen Markt. Beispielsweise Interbrew durch die Übernahme von Diebels und Beck´s & Co. Damit schwang sich das belgische Unternehmen zum zweitgrößten Braukonzern der Welt nach dem amerikanischen Riesen Anheuser-Busch auf.

Besitzverhältnisse wechseln rasch und krempeln die deutsche und internationale Bierbranche immer wieder um. Ziel ist es, mit den Neuerwerbungen Umsätze zu steigern und die eigenen Marken auf dem deutschen und europäischen Markt weiter zu etablieren. So wird die beliebte tschechische Traditionsmarke Pilsner Urquell, das Pils der ersten Stunde, mittlerweile von den South African Breweries (SAB) vertrieben, die den Absatz in Deutschland weiter forcieren will.

Internationale Angebote seit den fünfziger Jahren

Die Tschechen starteten nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1951 als erste ausländische Anbieter in Deutschland mit Pilsner Urquell. Dieses wurde von den deutschen Biertrinkern als besonders hochwertiges Produkt sofort akzeptiert, so dass man mit Budweiser Budvar nachzog. Aufgrund wenig effektiver Marketingaktivitäten ging der Absatz jedoch bald stark zurück. Erst in den vergangenen Jahren ist es den tschechischen Brauern gelungen, durch einen Imagewechsel wieder höhere Verkaufszahlen zu erzielen. Und die Budweiser Budvar Deutschland Vertriebsgesellschaft setzt ihren Erfolgskurs in Deutschland fort. Nach 185.000 Hektoliter im vergangenem Jahr rechnet BBD-Geschäftsführer Walter Schmidt aufgrund des Absatzes per 31. Juli mit einer Steigerung auf 195.000 bis 200.000 Hektoliter. Laut Schmidt konnte bis Oktober diesen Jahres wiederholt ein Plus von zehn Prozent auf 160.000 Hektoliter erzielt werden. Im vergangenen Jahr wurden von der ebenfalls tschechischen Marke Pilsner Urquell erstmals mehr als 100.000 Hektoliter in Deutschland abgesetzt werden. Seit einigen Jahren erfreut sich auch eine dritte tschechische Marke großer Beliebtheit: Staropramen wird in erster Linie in den neuen Bundesländern ausgeschenkt…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 12/2001