Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Warum nicht gleich Freibier?

Hab’ ich doch neulich den Benno – den Hofhund vom Kutscher, einem Bierverleger, getroffen – was hat der mir erzählt: Er darf neuerdings im Büro knurren, bellen und sogar in die Waden beißen! Aber nicht bei Kunden, wie früher – die kommen heute auch seltener – sondern bei Menschen, die Reisen verschenken und auch mal Geld dagelassen haben.

Was ist passiert? Verlangen doch diese Menschen mehr Geld für ihr Bier. Der Kutscher hat ja Benno, und Benno verhandelt erfolgreich – ein verhaltenes Knurren: Preiserhöhung einen Monat später – Knurren mit Zähnefletschen: zwei Monate später – Lautes Bellen: Aussetzung der Erhöhung für Teile des Sortiments – Waden beißen: Ausgleichszahlung am Jahresende – Handlecken und Schmusen: wieder gutes Wetter machen, wann ist die nächste Reise?

Aber was ist Benno neulich zugestoßen! Wurden er und sein Kutscher, als sie bei einem Kunden vorbeigekommen sind, unter einem Hagel von Bierdosen vom Hof gejagt. Benno hat eine mitgenommen. Was muss ich sehen – das ist ja das Bier, über das sich mein Herrchen so freut: billig, billiger und fast umsonst, und drin ist nichts anderes, als bei dem im Fernsehen.

Nach dem letzten Treiben saß ich mit Herrn vom Fuchsberg zusammen – einem vornehmen Jagdhund. Wir diskutierten den für unsere Menschen so wichtigen Biermarkt; ist Herr vom Fuchsberg doch der weidmännische Freund eines bedeutenden Bierindustriellen. Nicht einmal der Abschuss eines Zwölfenders konnte seinen Gast – ein hoher Herr des Handels – davon abhalten, weiter die Preise für das Premiumbier den Wasserfall herunterstürzen zu lassen.

War mein Freund, der Hugo, der Hund des Kneipiers meines Herrchens neulich besoffen! Er hat das Bier aufgeleckt, das der Zapfer beim Öffnen der Dosen und Einschenken in die Gläser unter dem Tresen verschüttet hat. Ich hab ihm versprochen, nichts meinem Herrchen oder gar Benno zu erzählen.

Konkurrenz belebt das Geschäft! Zeigt nicht die Statistik: sinkende Preise, erstmaliger Wiederanstieg des Bierverbrauches. Warum nicht gleich Freibier für mein Herrchen? Dann wären die Kapazitäten ausgelastet.

Bis zum nächsten Mal!

Euer Viktor