von Timur Dosdogru
“Ohne Riesling möchte ich nimmer sein”, schrieb kürzlich noch Sommelier-Weltmeister Markus Del Monego in einer Informationsbroschüre der Weinwerbung Mosel-Saar-Ruwer Wein. Diese Einschätzung teilen viele Weingenießer in aller Welt. Und wahrscheinlich dürfte das allen Prognosen nach besonders für den Jahrgang 1999 gelten.
Nach zwei mengenmäßig kleinen Jahrgängen 1996 und 1997 und einer durchschnittlichen Erntemenge 1998 sind die Winzer mit einem reichlichen Erntesegen beschenkt worden. “Ein Bilderbuch-Blüten- Wetter wie erwünscht” habe die Weinernte des vergangenen Jahres geprägt, so Jürgen Diederichs, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel-Saar-Ruwer und dessen Präsident Adolf Schmitt bei der jährlichen Pressekonferenz. Dies habe sich auch besonders auf die Spitzenqualitäten ausgewirkt, heißt es.
Die Ertragsrebfläche des Anbaugebietes Mosel-Saar-Ruwer beträgt derzeit rund 11.500 Hektar, wovon 2500 mit Müller-Thurgau und rund 1000 mit Elbling bestockt sind. “Der Jahrgang 1999 wird für den Weinfreund vom einfachen Qualitätswein bis hin zur Trockenbeerenauslese alles bieten, was das Herz begehrt”, so die frohe Kunde von der Mosel. Praktisch jede Knospe soll einen Trieb mit Trauben hervorgebracht haben. Von Spätfrösten und Hagelschäden sind die Winzer diesmal verschont geblieben. Die Blüte setzte sehr früh und zügig ein und ausreichende Winter- und Frühjahrsniederschläge sorgten zusammen mit einer warmen Witterung in den entscheidenden Vegetationsphasen für ein optimales Wachstum.
Die Rebsorten Müller-Thurgau und Elbling erreichten überdurchschnittliche Erträge bei guten Qualitäten im oberen Qualitätsweinbereich. Beim Riesling wurden insbesondere in den Steillagen hervorragende Qualitäten im Spät- und Auslesebereich eingebracht. Auch zu arbeitsintensiven Beeren- und Trockenbeerenauslesen, die es nicht jedes Jahr gibt, reichte es. Jetzt freuen sich die Winzer an Mosel, Saar und Ruwer, dass sie durch die hochreifen Rieslingbeeren diese Spezialitäten zur Einlagerung in die Schatzkammer gewinnen konnten, die man auch noch in einigen Jahrzehnten als Produkt aus dem vergangenen Jahrtausend genießen kann. “Die Mosel befindet sich im Aufwind”, meint Geschäftsführer Diederichs, der von einem Marktanteil von elf Prozent (laut GfK) im deutschen Weinsegment berichtet. Zwar habe der LEH weiter an Bedeutung gewonnen, aber oft hätten Mosel-Saar-Ruwer-Weine noch ein “süßes” Image. Diederichs ist außerdem der Meinung, dass mehr Restzuckergehalt erlaubt werden müsste (von 0,9 auf 1,5 Prozent). Im LEH liegen die Moselweine derzeit bei einer preislichen Positionierung von sechs bis zehn Mark.
Mit ihren Kulturlandschaften und Steillagen stehe die Region auch bei Touristen mehr und mehr hoch im Kurs, wie auch der abschließende Einkauf beim Winzer. Ein großes “Wein- und Gourmet-Festival 2000” soll in diesem Jahr zusätzliche Touristenströme an die Mosel locken. “Und unsere landschaftsprägenden Lagen werden wir auch weiterhin mit Klauen und Zähnen verteidigen”, betont Präsident Adolf Schmitt. Schlemmer, Weinkenner, Kritiker und Leckermäuler können sich vom 27. April bis 7. Mai dieses Jahres auf insgesamt 13 Galaveranstaltungen vom hohen Standard in den Küchen und Kellern der Region überzeugen. Der Festabend “Barocke Blüte”, wo einige der besten Köche und Winzer Deutschlands zusammengeführt werden sollen, die Gala der Riesling-Weingüter im Bernkasteler Ring oder die große Rieslingfete “Rhythm ‘n’ Wine” von Jungwinzern für Nachtschwärmer sind einige dieser vielversprechenden Veranstaltungen. In vielen Restaurants und Weingütern an Mosel, Saar und Ruwer sollen eigens für das Festival kreierte Wein-&-Gourmet-Menüs angeboten werden. Einige Kostproben: “Fisch muss schwimmen”, “Römisches Picknick”, “KellerArt & KunstGenuss” oder auch “Köstliches Landleben”.
Die große Weinpräsentation, bei der 444 Spitzenweine der Region verkostet werden können, soll am 30. April und 1. Mai den krönenden Abschluss des diesjährigen Festivals darstellen. Dazu wird der Vereinigung Europäischer Spitzenköche “Eurotoques” ein kulinarisches Duell zweier Sternechefs mit prominenten Assistenten, die am Herd gegeneinander antreten sollen. …
Verweis: Die komplette Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 1/2/2000