Branchengeschehen

Das Friesische Brauhaus zu Jever hat der Hamburger Kreativagentur Jung von Matt die „rote Karte” gezeigt. Nach fast dreizehnjähriger, erfolgreicher Zusammenarbeit für die Marke Jever wurde Mitte August mit sofortiger Wirkung den Hamburger Kreativen gekündigt.

Grund für diesen überraschenden Schritt: der Etatgewinn von Diebels. „Wir sehen in der neuen Etatkonstellation, auch wenn es sich um einen Jung-von-Matt-Ableger handelt, keine Zukunft.  Schade, dass nach den vielen und erfolgreichen Jahren die Zusammenarbeit auf diese Art und Weise aufs Spiel gesetzt wurde”, resümierte Marketingleiter Hans-Jürgen Schmidt.  Nun muss Schmidt „die Ärmel hochkrempeln”, um eine neue Kreativagentur zu finden.

Der Wettlauf um die Getränkesparte von Seagram die – nach der beschlossenen Fusion von Vivendi/Seagram  zu einem bedeutenden Medienkonzern – feilgeboten wird, geht in die Endphase. Der weltweit größte Spirituosenkonzern Diageo und die Pernod-Ricard-Gruppe haben ein gemeinsames Kaufangebot unterbreitet. Ebenfalls offenkundiges Interesse hat die britische Allied Domecq, die derzeit weltweit auf Rang Zwei der Spirituosenhersteller liegt. Gerüchten zufolge, soll auch die kanadische Familie Bronfman Interesse bekundet haben. Ebenso soll Diaego auch Gespräche mit der Bacardi-Gruppe (Rang Vier) über ein gemeinsames Kaufangebot für den drittgrößten Spirituosenhersteller geführt haben. Seagram ist im Besitz lukrativer Marken, wie Cognac Martell oder Chivas Regal. Zudem liegen bei dem Unternehmen bis 2004 die Vertriebsrechte für Absolut Vodka (siehe auch Seite 36).

Die Actris AG – Muttergesellschaft der Henninger-Bräu, Eichbaum-Brauereien und Freiburger Brauhaus hat plangemäß am 1. August 2000 ihre Geschäfte aufgenommen (dgw 5/6 + 7/8 2000). Berichtet wird von einem deutlichen Aufwärtstrend in Export. Der Absatz steigerte sich von sieben auf 14 Millionen Mark. Der konsolidierte Umsatz der Actris AG soll im Geschäftsjahr 1999/00 bei rund 460 Millionen Mark liegen. Erklärtes Ziel der Actris AG sei, bis 2002 bei einem Umsatz von rund 550 Millionen Mark wieder Gewinne zu schreiben.

Wie vorhersehbar, haben sich UDV und Fratelli Branca über die Vertriebsrechte der Marken Fernet-Branca und Brancamenta in Deutschland außergerichtlich und zwar gütlich geeinigt. Der Distributionsvertrag wurde per 31. August 2000 aufgelöst. Seit dem 1.  September 2000 erfolgt der Vertrieb, wie von Fratelli Branca gewünscht, durch Borco Markenimport, Hamburg.

Big Brother – Als gelungenen Schachzug könnte die 50-prozentige Beteiligung der Warsteiner Brauerei, Haus Cramer GmbH, an Miller Brands Germany (MBG), Paderborn bezeichnet werden. Seit dem 18. August hält Warsteiner nun 50 Prozent, die beiden Inhaber Andreas W. Herb und Peter Jürgens halten jeweils 25 Prozent. Herb bleibt alleiniger Geschäftsführer. Einer Pressemitteilung zufolge realisiert MBG als Generalimporteur des amerikanischen Miller Genuine Draft in Deutschland einen Jahresumsatz von rund 31 Millionen Mark mit 39 Mitarbeitern. Ein „schlagkräftiger Team-Verbund” könnte entstehen.

Warsteiner hat mit dem Lagerbier einen „Türöffner” für Diskotheken und die Szenegastronomie. Miller kann den bestehenden Kundenstamm, der derzeit bei etwa 4.000 Kunden liegt, durch die rund 34.000 Warsteiner Gastronomiepartner kurzfristig ausbauen. Miller Genuine Draft soll als Importbier künftig bei den jährlichen Investitionen von Warsteiner im Gastronomiebereich mit berücksichtigt werden. Zudem bieten die internationalen Kontakte beider Unternehmen wechselseitige Chancen bei den Expansionsplänen. Operativ arbeiten beide Unternehmen weiter getrennt. Geplant ist in den nächsten Monaten ein Ausbau des Standortes Paderborn.