»Sherry is back!«

Neue Kampagne soll verstaubtes Image aufpolieren

von Timur Dosdogru

“Sherry is back” – Sherry ist zurück, melden vollmundig der spanische Exportverband der Sherryhersteller und Exporteure ACES und das spanische Außenhandelsinstitut ICEX. Eine neue, umfassende Kampagne soll dem kränkelnden Sherrymarkt auf die Beine helfen. Das Produkt Sherry scheint für den Verbraucher zwischen 20 und 45 Jahren nicht mehr attraktiv zu sein, die Verwender seien laut ACES in der Regel über 50 Jahre alt, so die ausführende Agentur Engel & Zimmermann GmbH, Starnberg.
Während spanische Weine in Deutschland einen wahren Boom erleben, dümpelt der Sherry-Absatz hier zu Lande mit 115.061 Hektolitern in 1998 weit unter den Werten, die noch Anfang der 90-er Jahre erzielt wurden – trotz einer elfprozentigen Steigerung im vergangenen Jahr, die allerdings nicht an die 180.000 Hektoliter in 1994 heranreichen konnte. Die Diskrepanz zwischen Exportsteigerung und Absatzverlusten wird mit einer Wiederauffüllung der Lagerbestände bei den deutschen Importeuren vor der Einführung einer Steuer auf sogenannte Zwischenerzeugnisse erklärt. Verluste für die andalusische Spezialität gab es damit sowohl bei Menge als auch bei Wert.
Der Anteil an den Exporterlösen der spanischen Wirtschaft sank von zehn auf sieben Prozent. Insgesamt setzten die spanischen Bodegas in der Region Jerez im vergangenen Jahr 814.339 Hektoliter ab (Vorjahr: 799.019 hl). An den Verkäufen hatten Fino und Manzanilla zusammen gerechnet mit 40 Prozent den höchsten Anteil, gefolgt von Medium (25 Prozent) und Cream (19 Prozent). 82 Prozent oder 670.383 Hektoliter gingen in den Export. In Deutschland wurden mit 11,9 Millionen Flaschen vier Prozent weniger als 1997 verkauft. Der Absatzrückgang konnte auch im ersten Halbjahr 1999 nicht gestoppt werden. Im LEH sank der Verkauf um 4,4 Prozent auf rund sechs Millionen Flaschen, der Umsatz ging um 4,7 Prozent auf 47 Millionen Mark zurück (Vorjahr: 49,7).
Die wichtigsten Absatzgebiete für Sherry in Deutschland waren nach GfK Niedersachsen/Bremen mit einem Anteil von 16,4 Prozent, gefolgt von Nordrhein (16,2%), Westfalen (14,4%) Schleswig-Holstein/Hamburg (11,8) und “Mitte”, worunter das Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen mit 11,4 Prozent fallen. In Baden-Württemberg erhöhte sich der Anteil von 9,9 auf 11,1 Prozent, auch in Bayern war ein Anstieg von 8,6 auf neun Prozent zu verzeichnen.
Medium Sherry liegt danach in der Gunst der Käufer ganz oben und bildet mit einem Anteil von 47 Prozent das stärkste Segment. In Baden-Württemberg und Westfalen konnten trockene Sherry-Weine hinzugewinnen. Starke Rückgänge waren vor allem in den zur Region Nordost zusammengelegten Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen zu verzeichnen, teilweise bis über 30 Prozent. Leichte Zuwächse konnten bei den halbtrockenen Sorten erreicht werden,
Einbußen verzeichnete das Segment Medium, auch der süße Sherry, der bis zu 17 Prozent Verluste einfuhr. Allerdings konnte die ehemalige Eintrittspreisklasse von 3,99 DM und 4,00 bis 4,99 DM auf derzeit 5,00 bis 5,99 DM etabliert werden.
Die Endverbraucher sollen mit der neuen Kampagne über Aktivitäten am PoS angesprochen werden, mit Tastings bis hin zu Sherry-Wochen bei prominenten Gastronomen oder Feinkostketten. Mit Berichten in Magazinen und Zeitschriften hofft man, den Endverbraucher zurück gewinnen zu können. Die Zielgruppe Handel, Gastronomie, Importeure soll ebenfalls mit Tastings bedient werden, außerdem mit Informationsmaterial, einem Sherry-Magazin und Veranstaltungen.