“Rheinhessen hat Zukunft!”

Werner Hiestand, Weinbaupräsident Rheinhessen,
über Imageprobleme des größten Weinbaugebietes Deutschlands

“Rheinhessen kann man vergesssen! Gelegentlich, beim Thema Wein, kann man diesen Satz immer noch hören. Das Vorurteil, die Erzeugnisse aus Deutschlands größtem Anbaugebiet seien süß, parfümiert und in erster Linie billig, bleibt offenbar so hartnäckig in manchem ,Weinkenner-Schädel’ haften wie buntkitschige Etiketten an braunen Rheinweinflaschen.
Das Lieblich-Image hat seine Historie – und ganz schuldlos waren die Weinleute aus dem sonnigen Rheinknie zwischen Bingen, Mainz und Worms freilich nicht!
Die Weinproduktion von stattlichen 25.000 Hektar Wingerten (Weingärten – Red.) – einem guten Viertel der deutschen Rebfläche – überstieg schon immer den Durst der heimischen Bevölkerung und zwang zur Schaffung weiterer Absatzwege.
Liebfrauenmilch aus Rheinhessen war der Exportschlager und entwickelte sich zum bekanntesten und weitverbreitetsten Weißwein rund um den Globus. In Deutschland erschlossen süffige, würzig-aromatische Spätlesen erfolgreich neue Verbraucherschichten.
Das Erfolgsrezept der 70-er Jahre ,Neuzüchtungen + Süßreserve’ erwies sich allerdings in der Folge als Ausgangspunkt einer ruinösen Fehlentwicklung im Weinparadies. Verwirrende Rebsortenvielfalt verwischte das Gebietsprofil und Großlagenspätlesen zu Dumpingpreisen verursachten den anfangs beschriebenen Imageverfall Rheinhessens. Doch die Krise hatte ihr Gutes – denn Not zwingt zum Handeln! Kaum ein anderes deutsches Anbaugebiet hat sich in den letzten Jahren so verändert wie Rheinhessen. Eine neue Winzergeneration, bestens ausgebildet, ehrgeizig und mit Mut zu Innovation und Investition hat die Verantwortung in den Weingütern übernommen und in Weinberg und Keller Akzente gesetzt.
Der Wandel ist unübersehbar, das Sortiment ist konsequent am Markt orientiert.
Neben Rivaner, Silvaner und Riesling bestimmen immer mehr trockene Burgunder das Weißweinangebot. Überhaupt wächst der Anteil trockener Weine kontinuierlich, denn rheinhessische Weine zeichnen sich durch Körper und eine verträgliche Säure aus.
Atemberaubend, was sich bei den roten Sorten getan hat: auf nunmehr 4000 Hektar ist die Portugieser, Dornfelder und Spätburgunder bestockte Fläche angewachsen! Rheinhessische Rotweine und Weißherbste sind deshalb längst ein Thema für den Handel.
Die jungen Winzerkollegen sind intensiv um eine Zusammenarbeit mit dem Fachhandel und dem Getränkefachgroßhandel bemüht. Sie unterstreichen dies mit einem Topsortiment mit Lieferzuverlässigkeit und ganz besonders durch ein herausragendes Preis/Leistungsverhältnis. Deshalb entschließen sich immer mehr Weinhändler, rheinhessische Produkte einzuführen – und dies mit gutem Erfolg.

Rheinhessen hat Zukunft!”