Branchengeschehen

Henninger erneut mit anderen Eigentumsverhältnissen

Asbach, Metaxa, Cinzano und Veccica Romagna verkauft

von Monika Busch Die amerikanische Brauerei Anheuser-Busch hat in einer großangelegten Rückrufaktion Bierflaschen der Marken “Budweiser”, “Bud” und “Anheuser B” wegen Produktionsmängeln vom Markt genommen. Die Brauerei Budweiser Budvar aus Ceske Budejovice weist ausdrücklich darauf hin, dass ihre Produkte mit dem Markennamen “Original Budweiser Budvar” von dieser Aktion nicht betroffen sind.
Robert Chrt, Verkaufsdirektor der tschechischen Brauerei ist empört über einen Irrtum, der sowohl bei Redakteuren und Verbrauchern entstanden sei, dass es sich bei dieser Rückrufaktion um das “Original Budweiser Budvar” handele.
“In Deutschland kann Anheuser-Busch überhaupt keine Budweiser-Flaschen vom Markt nehmen, weil die Markenrechte dafür ausschließlich bei uns liegen. Die Amerikaner dürfen in Deutschland weder unter der Marke “Budweiser” noch “Bud” auftreten. Lediglich die Marke Anheuser-Busch B ist in Deutschland zugelassen, somit können auch nur diese Produkte vom Markt genommen werden“, wettert Chrt und versichert, dass die Verpackungen des Original Budweiser Bieres einwandfreie Qualität haben.

Die Sortimentsbereinigung von UDV Deutschland schreitet voran. Über eine sogenannte Definition der Kernmarken wurden die Marken Asbach, Veccica Romagna, Cinzano, und Metaxa dem Markt angeboten. Die vier Ouzo-Marken wurden bereits zuvor an Campari verkauft (dgw 6/99). United Distillers & Vintners, Spirituosen- und Weinunternehmen von Diageo plc., hat nun die geplanten Verkäufe der Marken Asbach, Veccia Romagna Cinzano, und Metaxa abgeschlossen.
Italiens Brandy Marke Nr. 1 Veccia Romagna wurde an den im Privatbesitz befindlichen Spirituosen- und Lebensmittelproduzenten Montenegro mit Sitz in Bologna verkauft. Mit verkauft wurde ebenfalls das Produktionswerk in San Lazzaro (Bologna). Von Veccia Romagna werden in Italien rund sechs Millionen Flaschen jährlich abgesetzt. Auf dem deutschen Markt werden rund 330.000 Flaschen verkauft. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass, kurz bevor der offizielle Verkauf der Marke bekanntgegeben wurde, Veccica Romagna sich auf dem deutschen Markt zukünftig im originalen italienischen Flaschendesign präsentiert. Laut einer Pressemitteilung vom Juni dieses Jahres sollte Asbach von der “Sortimentsbereinigung” nicht betroffen sein. Weit gefehlt, denn die Marken Asbach und Metaxa wurden laut Meldung vom 28.9.1999 an das niederländische Spirituosenunternehmen Bols Royal Distilleries, hinter dem die Investorengruppe CVC Capital Partners steht, verkauft. Wie bei Veccia Romagna beinhaltet der Verkauf ebenfalls die Produktionsstätten. Einer Pressemitteilung von Bols zufolge, soll sich zukünftig nichts daran ändern, dass Asbach in Rüdesheim hergestellt wird. Der Vertrieb für Bols liegt in Deutschland bei Semper Idem Underberg. Das Unternehmen hat wiederum mit TeamSpirit eine selbstständige Vertriebsgesellschaft gegründet. Die beiden neu erworbenen Marken fügen sich in die Produkt-Range gut ein. Denn Asbach ist immer noch die führende Marke in der Gastronomie. Das Absatzvolumen liegt bei rund sechs Millionen 0,75-l-Flaschen jährlich. Der Übernahme-Termin ist abhängig von der Erteilung der behördlichen Genehmigung des Kaufvertrages zwischen Bols und UDV. Metaxa ist weltweit die meistverkaufte griechische Spirituose, mit einem jährlichen Absatzvolumen von rund 10,8 Millionen 0,75-l-Flaschen.
Cinzano mit einem jährlichen Absatzvolumen von rund 54 Millionen 0,75-l-Flaschen wurde, wie die Ouzo-Marken, an Campari verkauft. Die Produktionsanlagen in Santa Vittoria (Italien) und San Juan (Argentinien) sind noch nicht mit verkauft worden. Für einen “vereinbarten Zeitraum” wird UDV weiter Cinzano für Campari herstellen.
Einer Pressemitteilung zufolge belaufen sich die Einnahmen aus dem Verkauf der vier Marken auf rund 255 Millionen Pfund. Das jährliche Absatzvolumen der verkauften Marken liegt bei etwa 76,8 Millionen 0,75-l-Flaschen. Diageo erwartet aus dem Verkauf Einnahmen vor Steuern in Höhe von 240 Millionen Pfund. Diageo wurde 1997 gegründet und entstand durch die Fusion von GrandMet und Guinness. Die deutsche Tochter UDV entstand aus UD, Rüdesheim und Weltmarken, Wiesbaden.

Laut vwd-Meldung will die Berentzen-Gruppe, Hasellünne, zukünftig die Produktion der Dethleffsen-Spirituosen nach Minden und Haselünne verlagern. Die Verlagerung von Flensburg soll innerhalb zwei Jahren abgeschlossen sein. Begründet wird dieser Schritt mit der Konzentration auf ein Kernsortiment sowie die anhaltend verschärfte Wettbewerbssituation.

Wie bereits angekündigt wird die Binding-Brauerei AG, Frankfurt ihre Braustätte zum Jahresende in Kassel schließen. Betroffen sind laut vwd-Mitteilung 66 Mitarbeiter direkt durch Kündigungen, elf Mitarbeiter würden einen neuen Arbeitsplatz bei Binding in Frankfurt annehmen.

Im ersten Halbjahr 1999 betrug der Bierabsatz laut Statistischen Bundesamt 53,5 Millionen Hektoliter. Dieses entspricht einem Minus von 2,6 Prozent oder 1,4 Millionen Hektoliter gegenüber dem Vorjahr. Mit 48,7 Millionen Hektoliter wurden rund neunzig Prozent im Inland abgesetzt. Gegenüber dem Vergleichs-zeitraum entspricht dieses einem Minus von 2,5 Prozent. Die Brauereien in Nordrhein-Westfalen vereinten mit 14,8 Millionen 27,7 Prozent des Absatzes, gefolgt von Bayern mit 20,4 Prozent oder 10,9 Millionen Hektoliter.
NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn unterstützt die Forderung nach “Eindämmung der Einweg-Getränkeverpackungen”. Anlässlich eines Besuches der privaten Pott`s Brauerei in Oelde erklärte Bärbel Höhn, dass angesichts des nach der Verpackungsordnung drohenden Zwangspfandes auch andere Instrumente zur Förderung des Mehrwegsystems geprüft werden müssten. Offen sei sie gegenüber Vorschlägen, jede in Verkehr gebrachte Verpackung mit einer Abgabe oder Steuer zu belegen, um die Getränkeindustrie vom “schwierigen Pfandsystem” zu entlasten. Als nicht kompromissfähig wurde die von der Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU) vorgeschlagene Lösung “Wiederverwendungsquote” bezeichnet. Das Prinzip der Vermeidung vor Verwertung müsse weiterhin gelten, betonte die NRW-Ministerin. Dies sei auch im EU-Recht verankert. In Oelde wurde auch durch die Verbände des GFGH, der mittelständischen Brauereien und durch den Verein Pro Mehrweg vorgerechnet, dass rund 200.000 Arbeitsplätze gefährdet seien, wenn dem Dosenboom nicht Einhalt geboten werde.
Wie ungebrochen der Trend zur Dose sei, zeigten die Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für das erste Halbjahr: ohne Aldi und Tankstellenshops wurden 21,1 Prozent aller Biere in 0,5-l-Dosen verkauft. Dieses entspricht einem Zuwachs von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum.

Bei der Henninger-Brauereigruppe (Henninger-Bräu AG, Eichbaum-Brauereien AG, Freiberger Brauhaus AG, Mammut Getränke GmbH) kehrt keine Ruhe ein. Werner Kindermann, Mehrheitsaktionär hat die Anteile der RMN Rhein-Main-Neckar Brauerei Holding GmbH, Weinheim, (hält 99 Prozent der Henninger-Aktien) an eine deutsche Investorengruppe verkauft. Vertreten wird die nicht näher bezeichnete Gruppe durch den Steuerberater Berthold Wipfler und Rechtsanwalt Christof Hettich.
Mit dem Verkauf einhergehend ist auch die Verlegung des Firmensitzes von Weinheim nach Frankfurt. Sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Henninger-Bräu AG hat Kindermann zum Ende des Geschäftsjahres (30.09.99) ebenfalls niedergelegt, um wieder in den Henninger-Aufsichtsrat zurückzukehren.
Vorstandsmitglied und Finanzchef Helmut Weiser wird Sprecher des Vorstandes. Rainer Küllmer, zuständig für Marketing und Vertrieb der Henninger-Bräu AG rückt in den Vorstand auf. (Siehe auch Seite 10)