Genossenschaft Deutscher Brunnen “muß” bald die PET-Mehrwegflasche einführen

Die Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) “muß” im kommenden Jahr jetzt doch den Mehrwegpool um eine 1,0-l-PET-Mehrwegflasche für Mineralwasser ergänzen. Die neue hellblaue Flasche, die GDB-Vorstand Andreas Rottke Ende Oktober in Bonn vorstellte, lehnt sich an das Perlendesign ihrer gläsernen Schwester an und wiegt nur 56 Gramm. Besonders überraschend war die Entscheidung für die Branche nicht, nachdem zuerst Gerolsteiner (siehe Bericht in dieser Ausgabe) und dann die Adelholzener Alpenquellen in diesem Jahr mit einer eigenen PET-Flasche starteten. Auch für Rottke schien die Neuvorstellung eine völlig normale Sache zu sein, obwohl er vor nicht allzu langer Zeit behauptet hatte, es gebe noch keine PET-Flasche, die den hohen Anforderungen von natürlichem Mineralwasser genüge. Umfangreiche Tests hätten jetzt gezeigt, daß dem nicht so sei – dies hatte Rottke schon eine Woche vorher aus aktuellem Anlaß beim diesjährigen Wild-Seminar in Heidelberg verkündet.
Damit hat sich jetzt auch das langjährige Ringen um die Frage “PET in den Pool – ja oder nein?” anscheinend schlagartig erledigt.
Allerdings muß die Aufnahme in den Pool noch von den deutschen Brunnen beschlossen werden. Allmählich einsetzende Abnutzungseffekte und Diskussionsmüdigkeit, angesichts der Tatsache, daß diese Frage sowieso nur vom Verbraucher entschieden wird, mögen dabei eine Rolle gespielt haben. In Praxistests soll bis Anfang nächsten Jahres die Pooltauglichkeit der neuen Flasche erprobt werden. Die GDB will aufgrund von Verbraucherbefragungen eine Priorität für die Glasmehrwegflasche ausgemacht haben und gesteht der PET-Flasche für bestimmte Marktsegmente “durchaus Chancen” zu. Nicht ganz originell ist dabei die Behauptung, daß es inzwischen Verbraucher gebe, die nur über leichtere Getränkeverpackungen zu erreichen sind. Daß durch den umstrittenen Alleingang von Gerolsteiner, Adelholzener und der wohl noch folgenden Brunnen sich ein PET-Boom entwickeln könnte, wies Rottke gelassen zurück: Auf absehbare Zeit werde die Mehrheit der Verbraucher die bewährten Glasmehrwegflaschen bevorzugen. Immerhin bilde das System mit seinen über 2,4 Milliarden Mehrwegflaschen mittlerweile den größten Mehrwegpool für Mineralwasser in Europa. Für Ministerialrat Dr. Thomas Rummler vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ist die Mehrwegpoolflasche ein “Garant für den Umweltschutz”. Eine Glasmehrwegflasche könne rund 50 Mal wiederbefüllt werden, rechnete Rummler vor – was sich sogar schon bei den Verbrauchern herumgesprochen haben soll. Rummler verteidigte nachdrücklich den Einsatz von Bund und Ländern für den Erhalt des bestehenden Mehrwegsystems bei Getränkeverpackungen und betonte, wenn die 72-Prozent-Quote, basierend auf den Mehrweganteilen des Jahres 1991, in zwei aufeinanderfolgenden Jahren unterschritten werde, seien alle Einweggetränkeverpackungen zu bepfanden, die im jeweiligen Getränkebereich unter dem Vergleichswert von 1991 lägen.
Beim Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels ist das umstritten, weil damit Produktgruppen ohne Mehrweg hinsichtlich der Bepfandung besser abschneiden als solche mit Mehrweg (siehe dgw 11/98). Ökobilanzen rechtfertigten diese abfallwirtschaftliche Prioritätensetzung, so Rummler, allerdings sollten Ökobilanzen auch herangezogen werden, um Einweg-Alternativen zu prüfen. Neuentwicklungen erhielten so “eine faire Chance”.