Mitgliedsverbände des Brauer-Bundes nicht mehr einig: Streit um Verpackungsverordnung und Mehrwegquote

von Timur Dosdogru

Die Mitgliedsverbände des Deutschen Brauer-Bundes, Bonn, sind sich nicht mehr einig hinsichtlich der Position des Verbandes zu Verpackungsverordnung und Mehrwegquote. Führende deutsche Brauunternehmen gründeten jüngst die “Arbeitsgemeinschaft Marke und Verpackung”, die anläßlich der Anuga in Köln tagte. Führende Brauereien wie Warsteiner, Bitburger, Beck’s, Karlsberg, König, Holsten, DAB, DUB, Gilde/Hasseröder, Schultheis, Henninger und andere sind in der Arbeitsgemeinschaft vertreten.
Die Arbeitsgemeinschaft sprach sich gegen eine wettbewerbliche Diskriminierung aus und will ihre Interessen gegenüber Behörden und Institutionen vertreten. Ausländische Anbieter sind – im Gegensatz zu deutschen Herstellern – nicht an die strengere deutsche Verpackungsverordnung gebunden. Die EU toleriert zwar die deutsche Verordnung, verbietet aber, daß sich ausländische Anbieter ihr unterwerfen müssen. Auf das Unverständnis deutscher Brauer stoßen auch in der Diskussion stehende Sonderregelungen für die Bierbranche, besonders, weil andere Branchen ohne jegliches Mehrwegaufkommen völlig unbeachtet bleiben.
Der Diskussion im Brauer-Bund war eine Sondersitzung des Vorstandes vorausgegangen, in der festgestellt wurde, daß die bisherige Position des Brauer-Bundes für das Festhalten an der Verpackungsverordnung “einschließlich der damit verbundenen Konsequenzen für den Fall des Unterschreitens” nicht mehr von allen Mitgliedsverbänden des Verbandes geteilt werde. Angesichts des sich verändernden Marktes lehnten beispielsweise die norddeutschen Mitgliedsverbände und bedeutende Brauereien anderer Mitgliedsverbände die geltende Mehrwegquote ab, hieß es. Der Bayerische und der Baden-Württembergische Brauerbund wie auch der Verband Pfälzischer Brauereien hingegen hätten sich weiterhin für den Erhalt der Verpackungsverordnung ausgesprochen; die Zunahme des Einweganteils beim Bier sei umweltpolitisch bedenklich, fördere die Konzentration und gefährde Arbeitsplätze sowie die mittelständische Struktur der deutschen Brauwirtschaft, teilte der Brauer-Bund die Ansicht der süddeutschen Mitgliedsverbände mit.
Die Haltung der norddeutschen Mitgliedsverbände wollte auch der Mittelstandsausschuß des Deutschen Brauer-Bundes nicht so im Raum stehen lassen und sprach sich in seiner Sitzung Anfang Oktober in Düsseldorf einstimmig für den Erhalt der Verpackungsverordnung aus. Im Mittelstandsausschuß sind etwa 90 Prozent der Mitgliedsbetriebe im Deutschen Brauer-Bund vertreten. Die Mittelständler setzten sich nachdrücklich für verläßliche Rahmenbedingungen ein, um bereits getroffene Investitionen in Mehrwegsysteme nicht zu Fehlinvestitionen werden zu lassen. Die Bundesregierung wurde nachdrücklich aufgefordert, die geltenden Bestimmungen der Verpackungsverordnung zu erfüllen, wonach im Falle des Unterschreitens der Mehrwegquote die Einführung des Pflichtpfandes von 50 Pfennig pro Dose zu vollziehen sei.