Merkliche Verbesserung der Konsumbereitschaft

von Monika Busch

Der Indikator Anschaffungsneigung legte im Januar gegenüber dem letzten Monat des Jahres 1996 um knapp neun Punkte deutlich zu, im Vergleich zum Januar 1996 sogar um 15 Punkte.
Die immer noch andauernden Diskussionen um Steuer- und Rentenreform, Euro und die sich ständig erhöhende Zahl der Arbeitslosen scheint sich nicht mehr unabdingbar auf die Kauflust auszuwirken. Der Trendverlauf des Indikators ist seit einem dreiviertel Jahr aufwärtsgerichtet.
Jedoch besteht kein Anlaß zum Jubeln, die Kauflust in der Bundesrepublik liegt immer noch merklich unter ihrem langjährigen Durchschnittswert.
Die Basiszahlen zur Berechnung regionaler Absatzkennziffern der GfK Marktforschung dokumentieren, daß in vielen Stadt- und Landkreisen der Bundesrepublik 1997 die Kaufkraft sinken wird. Basis der Kaufkraftberechnung sind unter anderem Daten aus der Lohn- und Einkommenssteuerstatistik.
Sogenannte Transferleistungen wie Arbeitslosengeld, Renten und Kindergeld sowie die Erlöse von Landwirten werden hinzugrechnet. Die Regionalexperten der GfK projezieren für 1997 eine Summe der oben genannten Einkünfte von rund 2.342 Milliarden Mark.
Demzufolge ergibt sich eine durchschnittliche Kaufkraft in Deutschland pro Kopf von DM 28.625 im Jahr, beziehungsweise DM 2.385 im Monat. Auch ist eine Abschwächung nicht auszuschließen, wenn nicht bald flankierende Maßnahmen für den Arbeitsmarkt greifen.
Die GfK Marktforschung stellt die Ergebnisse in ihrer Konsumklimaforschung seit 1979 monatlich im Auftrag der EU-Kommission in Brüssel zusammen. Basis ist eine Befragung bei 2.500 repräsentativen ausgewählten Personen zwischen 16 und 69 Jahren.

Flexibler und kompetenter Service rund um die Getränke als Herausforderung für die Zukunft

Nordrhein-Westfalens Getränkefachgroßhändler erzielten bei leichten Umsatzrückgängen von 0,9 Prozent 1996 immer noch schwarze Zahlen. Anläßlich der Jahreshauptversammlung in Bonn und der Vorlage des Geschäftsberichtes 1996, forderte der Vorsitzende Bernd Hillebrand die 433 Mitgliedsbetriebe auf, sich den wachsenden Herausforderungen des Marktes mit qualifizierten Dienstleistungsangeboten zu stellen: “Verändertes Verbraucherverhalten, Innovationen bei Getränken und die Konzentration auf Hersteller- und Einzelhandelsseite kennzeichnen die Situation. Nur die Unternehmen, die ihren Service rund um die Getränke flexibel und kompetent ausbauen, statt nur Produkte zu verteilen, werden auch in Zukunft Marktchancen haben.”
Erwirtschaftet wurde per 31. Dezember 1996 von den 433 Mitgliedsunternehmen und deren 18.400 Beschäftigten ein Umsatz von 9,6 Milliarden Mark.
Der größte Umsatzträger mit 60,1 Prozent ist nach wie vor der “Gerstensaft”. Dreißig Prozent entfielen auf alkoholfreie Getränke mit Kohlensäure, 4,6 Prozent auf Saft und jeweils ein Prozent auf Wein/Sekt, beziehungsweise Spirituosen. 2.900 eigene Getränkeabholmärkte erzielten 1996 weitere 1,6 Milliarden Mark Umsatz.
Nach Ansicht des Verbandes führen das geringe Verbraucherwachstum, Überkapazitäten auf der Herstellerseite und das Vordringen ausländischer Getränkeproduzenten zu einem massiven Verdrängungswettbewerb in der Getränkebranche und zu einem ruinösen Preisdruck. Hillebrand befürchtet, daß der Getränkefachgroßhandel zunehmend zwischen die Mühlsteine der Industrie und der großen Handelsketten gerät.
Den Mitgliedern gab er die Empfehlung, sich auf die Kernkompetenzen zu besinnen. Beispielsweise logistische Beratung, Service und die Betreuung des Einzelhandels beim Herausverkaufen.
“Volkswirtschaftlichen Unsinn” nannte der Verband den Boom der 0,5-l-Bierdose, die 1996 national um 5,6 Prozent zulegte.
Beim Bier hält die Dose mittlerweile einen Marktanteil von 17,4 Prozent (ohne Tankstellen und Aldi). Aus Verbandssicht betreibt die Industrie mit der Dose einen ruinösen Verdrängungswettbewerb zu Lasten der Umwelt und von Arbeitsplätzen. Auch die geplanten Regelungen zur Bepfandung von Paletten wurden mit Sorge betrachtet.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen herrschte auf der Jahreshauptversammlung mit einer Rekordbeteiligung von 330 Mitgliedern Aufbruchstimmung und Zuversicht.

GfK-Studie zu neuen Öffnungszeiten

Der verlängerte Samstag beerbt den langen Donnerstag – dieses hat die GfK-Studie an den Tag gebracht.
Die großen Verbrauchermärkte profitieren, hingegen verlieren kleinere Geschäfte und Discounter an Publikum und Umsatz.
Eindeutiger Gewinner in der Gunst der Verbraucher, dieses fand die GfK heraus, ist der verlängerte Samstag. Der lange Donnerstag hat seine Ausnahmestellung verloren. Aus der Trendstudie geht hervor, daß 45 Prozent der Verbraucher bereits im November mindestens einmal, 30 Prozent sogar mehrmals die verlängerten Einkaufszeiten genutzt haben.
Dinge des täglichen Bedarfs werden vorwiegend von jüngeren, mobilen und zahlungskräftigen Haushalten zwischen 18 und 20 Uhr mit mehr Muße besorgt. 14 Prozent der befragten Haushalte konzentrieren sich am späteren Abend nur auf Gebrauchsgüter, Elektrogeräte oder Kleidung.
Aufgrunddessen, daß die Geschäfte in der näheren Umgebung nach wie vor um 18.30 Uhr die Ladentür abschließen, konnten 17 Prozent der Befragten die längeren Öffnungszeiten nicht nutzen. Eine nicht unerhebliche Zahl der Befragten – 41 Prozent – bekundete keinerlei Interesse am Shopping zum Abend.
Wer mit Muße “einkaufen” kann, konsumiert mehr. Dieses zeigt der Umsatz des deutschen LEH. Der Einfluß der neuen Ladenöffnungszeiten ist zwar mit plus 0,2 Prozent noch nicht signifikant, zeigt aber deutlich die Tendenz.
In den späten Abendstunden werden häufiger große Verbrauchermärkte frequentiert (plus zwei Prozent). Der Favorit an den Wochentagen ist der Freitag. Er entwickelt sich unter den Late-Shoppern immer mehr zum Einkaufsschwerpunkt. Inhaber kleinerer Geschäfte sind häufig unzufrieden mit den verlängerten Öffnungszeiten und schließen die Läden wieder um 18.30 Uhr. Knapp vier Monate nach Einführung des neuen Ladenschlußgesetzes sicherlich kein besonders kluger Entschluß.
Die Nutzer der verlängerten Öffnungszeiten geben offensichtlich mehr Geld aus. Die Käufergruppe ist derzeit noch klein, aber zahlungskräftig.

Prognose BUND und Pro Mehrweg: Mehrwegquote unter 72 Prozent

In einer gemeinsamen Presseerklärung stellen der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Verein zur Förderung von Mehrwegverpackungen die Prognose, daß die Mehrquote für Getränkeverpackungen für 1996 und 1997 unter den gesetzlich verankerten 72 Prozent liegen wird.
Begründet wird dieses mit dem erneuten Zuwachs der 0,5-l-Bierdose und dem wachsenden Druck auf die Politiker in Bonn und Brüssel durch die Einweg-Verpackungsindustrie. Auch sei die Dose das einzige Gebinde im Biermarkt, das weiterhin auf hohem Niveau wachse.
1995 schrammte die Mehrwegquote mit 72,16 Prozent nur knapp an der gesetzlichen Grenze vorbei, die eine Bepfandung von Einwegverpackungen vorsieht.
Die langsame Umkehr der Dumping-Preise bei Dosenbier wird als einziger positiver Trend gewertet.
“Kurzfristig mägen solche Niedrigpreise dem Konsumenten vielleicht Freude bereiten. Mittelfristig verschwinden durch solche subventionierten Preise und dem ruinösen Verdrängungswettbewerb Arbeitsplätze und Biermarken”, warnt Pro-Mehrweg-Geschäftsführer Günther Guder, “ist der Wettbewerb erst verdrängt, werden die Preise für den Verbraucher umso deutlicher anziehen.”