Bundesverband des deutschen Getränkefachgroßhandels im Szenario 2000: Schrumpfungsprozeß schreitet weiter fort

Mitgliedsunternehmen mit Zuwachsraten
Besinnung auf innovative und kreative Kernkompetenzen

von Monika Busch

Carl-Heinz Willems, Präsident des Bundesverbandes des deutschen Getränkefachgroßhandels e.V., bezeichnete anläßlich der Vorstellung des Geschäftsberichtes 1996/97 die Situation als “befriedigend bis gut”. Weiterhin stellte er fest, daß die Anzahl der Betriebe jährlich um zehn Prozent zurückgehen werde und somit die “Großen immer größer werden”. Verdeutlicht wird dieses durch die Tatsache, daß derzeit von den 4.234 Getränkefachgroßhändlern, lediglich 90 Betriebe mehr als 100 Millionen Mark umsetzen. Im Vergleich 1994/1995 sank die Anzahl der Betriebe um 9,7 Prozent, der Umsatz stieg jedoch um 1,7 Prozent. Siebzig Prozent aller Biere und alkoholfreien Getränke bewegen Deutschlands 4.234 Getränkefachgroßhändler zwischen Herstellern, Getränke- und Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie und Konsumenten. Erwirtschaftet wurde 1995 ein Gesamtumsatz von 28.072 Milliarden Mark bei 53.549 Beschäftigten. Die im Bundesverband und in den Landesverbänden organisierten 1.411 Getränkefachgroßhändler repräsentieren 84 Prozent oder 23,597 Milliarden Mark des Umsatzes.
Für 1996 prognostizierte Hauptgeschäftsführer Günther Guder für die Mitgliedsunternehmen ein Plus von rund vier Prozent im Gegensatz zur Branche, die mit einem deutlichen Minus rechnen müsse. Eine aktuelle Mitgliederbefragung zum Jahresergebnis 1996 bei 280 repräsentativen Unternehmen hat eine Steigerung von 4,7 Prozent ergeben. Hingegen meldet das statische Bundesamt für den gesamten Getränkefachgroßhandel für 1996 ein Minus von 5,5 Prozent.
Die Unternehmen des Getränkefachgroßhandels müssen sich ebenfalls auf den Konsum- und Strukturwandel einstellen. Willems: “Der zunehmende Verdrängungswettbewerb, die Konzentration in der Getränkeindustrie und im LEH, Dosenzuwachs, Umsatzrückgänge und Fluktuation in der Gastronomie sowie verändertes Konsumverhalten erfordern von unseren Mitgliedsunternehmen, sich auf die innovativen und kreativen Kernkompetenzen zu besinnen: die logistische Beratung und just-in-time-Belieferung des Handels, die Unterstützung der Hersteller bei der Realisierung der Marketingstrategien, die enge Partnerschaft mit der Gastronomie und die Forcierung eigener Getränkeabholmärkte.”
Daß die meisten Unternehmen im Bundesverband diese Herausforderungen angenommen hätten, leitet Guder aus der durchschnittlichen Umsatzsteigerung in 1996 ab. Auch nahm die Zahl der eigenen Getränkeabholmärkte (GAM) um 11,8 Prozent zu. Der Umsatz stieg um 16,4 Prozent. Insgesamt betrieben die 1.411 Verbandsunternehmen 1995 7.000 GAM mit rund 3,5 Milliarden Mark Umsatz. Jedoch spricht der Bundesverband eine Warnung vor allzu großem Optimismus aus. Hierzu Guder: “Mittelfristig erwarten wir einen stagnierenden bis rückläufigen Umsatz und eine sich weiter abschwächende Ertragsentwicklung, hervorgerufen durch schwindende Margen und Preisrückgänge in allen Getränkebereichen.”
Auch Willems spricht sich gegen allzu großen Optimismus aus: “Die roten Zahlen im ersten Halbjahr sind zwar durch die warme Periode ausgeglichen worden, jedoch hat das Stillen des sommerliches Durstes nur Geld gekostet.”
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Probleme bei den Partnern auf der Hersteller- und Einzelhandelsseite äußerten sich Willems und Guder zuversichtlich, daß der Getränkefachgroßhandel seine Position als wichtiger Absatzmittler behaupten könne, zwischen Produzenten und den Märkten Einzelhandel und Gastronomie: “Wir können mehr bewegen als Getränke.”