VDP will mit Klassifikation der deutschen Weinberge den nötigen Wandel einleiten

In der deutschen Weinwirtschaft herrsche eine Dramatik in nicht zu überbietender Weise, so die Ausführungen des Präsidenten des Verbandes Deutscher Prädikats – und Qualitätsweingüter e.V. Trier, Michael Prinz zu Salm – Salm, anläßlich eines Pressegesprächs auf Schloß Wallhausen. Zahlen und Fakten, wie der Rückgang der Erlössituation auf der Erzeugerstufe – 1995 sank der Erlös je Hektar auf DM 12.243,00 ( 1994 : DM 16.221,00 ) – oder der Exportrückgang ( ./. 8 % ) belegen die Mißerfolge der bisherigen Weinbaupolitik und Weinverbund in Deutschland. Eine große Diskussion in der Branche hat das Vorwort von Huhg Johnson in dem kürzlich erschienen Imagebuch des VDP ausgelöst. In seinem Vorwort prangert er die deutsche Gesetzgebung an, die momentan eine Klassifikation nicht vorsieht. “Das Gesetz hat es vorgezogen, vorzutäuschen, daß Weinqualität in Grad Oechsle gemessen werden kann und daß ganz unterschiedliche Weinberge doch ähnlich genug sind, ihre Weine als Dasselbe zu verkaufen. Die Gesetze, die auf Halbwahrheiten, Unwahrheiten und glatten Lügen basieren, haben zu dem deprimierenden Zustand einer Branche geführt, die in internationaler Wertschätzung immer weiter absinkt. In einem Zeitraum von 25 Jahren ist das Image der deutschen Weine von der höchsten auf die niedrigste Stufe gesunken. Es ist politisch unbequem, daß Klasse und Masse sich ausschließen, aber es liegt in der Natur der Qualität, elitär zu sein, ob das nun paßt oder nicht”. Die Erklärung von Speyer zum Thema Weinbergklassifikation, einstimmig von der VDP – Mitgliederversammlung 1996 verabschiedet, beinhaltet, daß Weinberge einer eindeutigen Kennzeichnung bedürfen. Auszug aus dem VDP – Manifest :

“Die deutschen Weinberge gehören zu den ältesten der Welt und prägen seit Jahrhunderten das Landschaftsbild in Deutschland. Der VDP sieht die Bedeutung der Weinkultur geschmälert, seitdem jeder Wein einen Lagennamen auf dem Etikett tragen darf. Früher war dies nur üblich bei Weinen aus herausragenden Weinbergen des Landes und stand für die Güte des deutschen Weins. Heute hat der Verbraucher keine Chance mehr, die Wertigkeit einer Lager auf dem Etikett zu erkennen. Damit der deutsche Wein rund um den Globus sein Ansehen behält, müssen Spitzenlagen in den Rang eines nationalen Kulturgutes erhoben werden : Weinberge brauchen eine eindeutige Kennzeichnung. Der Wert der Herkunft hat die gleiche Bedeutung wie das Können des Winzers. Nur die Originalität einer Spitzenlage und hochwertige, handwerkliche Produktion bringen unverwechselbare Weine hervor – Weine, welche die Geschichte und Kultur der jeweiligen Region verkörpern, wenn sie aus klassischen Rebsorten mit begrenztem Ertrag gewonnen werden. Eine Klassifizierung der Weinberge, deren Vorteile andere Weinbauländer längst erkannt haben, sichert unser gemeinsames Kulturerbe für die Zukunft. Der VDP fordert eine umfassende Strukturreform mit einer Klassifikation der Lagen. Mit einem veränderten Gesamtkonzept soll eine Gleichstellung des , Deutschland mit den anderen führenden Weinbaunationen der Welt ermöglicht werden.” Unterschiedliche Lagen bringen unterschiedliche Qualitäten hervor, dieses ist unbestreitbar. Es stellt sich hier aber die Frage, ob die Klassifikation tatsächlich den gewünschten Erfolg bringen würde. Der deutsche Wein hat ein etwas “angestaubtes Image” bekommen. Hierzu haben sicherlich Erzeuger und Vermarkter beigetragen. Tradition und Zeitgeist schließen sich nicht aus. Dem deutschen Wein fehlt sicherlich nicht in seiner Qualität, aber in seiner “Darstellung” häufig der Zeitgeist. Erkannt haben dieses mittlerweile eine nennenswerte Anzahl von Winzern und Vermarktern. Mit vielen Maßnahmen, wie Aufbau eines “jüngeren” Image, Etikettierung sowie Flaschenausstattung wird mittlerweile in weinerzeugenden Regionen Deutschlands versucht, den jeweiligen Weinstandorts zu sichern. Damit die Erlössituation auf der Erzeugerseite wieder rentabel wird und somit dazu beiträgt, das deutsche Kulturgut “Wein” zu sichern, ist es absolut erforderlich Aufklärung in der deutschen Gastronomie und dem Fachhandel zu betreiben. Für den “Weingenießer” ist es in keiner Weise nach vollziehbar, weshalb für eine Flasche Wein in der Gastronomie ein vielfaches ( Aufschläge z.T. von 500% ) von dem tatsächlichen Preis zu zahlen ist. Dieses führt eher dazu, daß der Konsument auf andere Getränke ausweicht. Ein sehr großes Potential in Deutschland sind Konsumenten, die äußerst selten Wein trinken, hier muß dieser Konsumentenkreis erschlossen werden. Der deutsche Wein muß sich als ” Marke” präsentieren. Eine Klassifikation allein ist hier nicht ausreichend, eine “Marke” muß gehegt und gepflegt werden !